Correspondence with Marie Steiner
1901–1925
GA 262
Translated by Steiner Online Library
234
To Rudolf Steiner in Dornach
Wednesday, March 18, 1925
Heidenheim, March 18, 1925
Dear E., it has been so incredibly long since I wrote to you. Stuttgart proved to be what it always is: you fly from one to the other, or from one to the other, and so it happened that I always wrote to you in thoughts but could not fill out a sheet. From Fürth, I asked that a telegram be sent to you. Fürth was a great surprise for us. After the Landestheater in Stuttgart, it is perhaps the most beautiful theater we have ever been to, with excellent acoustics and the best order and cleanliness in the areas behind the scenes. Magnificent lighting options, it holds almost 1,200 people, and it was full again. The members told us the next day that they had only heard enthusiastic comments.
In Stuttgart, we have been removed from the Landestheater again. We held the two Faust performances at the Waldorf School; some thought that you could see better there because the stage was higher; maybe more strangers come there than in the Landhausstraße. Of course, everything went well and smoothly there; we also had another performance for members in the Landhausstraße.
I have now allowed myself to be persuaded, at the suggestion of some teachers, to agree to a Faust performance for the school children. It was tempting to think that 800 children could gain an impression for their lives that would prevent them from immediately developing a taste for trashy representations. We know how strong such children's impressions are. Of course, we would have to return from Mannheim to Stuttgart for this reason. But I felt compelled to do so for another reason as well: the eurythmy school performance. It takes place on the evening before the conference, offers many very enjoyable things, so it would be a shame to let it fall through. But recitation is impossible. So the only way out seemed to me to recite Froböse Edwin Froböse (1900-1997), actor, member since 1921. 1924-1949 co-worker and secretary of the Section for Speaking and Musical Arts, since 1945 member of the Rudolf Steiner estate administration. But I would have to supervise the matter, since they are poems that he does not know at all, and I would have to delete a great deal from the overabundance of the program and put together the best, for which there has not yet been time. — All in all, however, the school made a very positive impression. — So it will probably be my duty to make this presentation as good as possible. - Then Wagner would like to bring a gentleman with him whom I could talk to about my brother's entry permit. — For the pedagogical conference week, they have requested two eurythmy performances and an evening of recitation by me. So everything is very cramped and it is possible that I could only go to Dornach for two days to at least see you briefly.
Thank you very much for your kind letter and the comforting words you write me. Hopefully I will now find you well on the road to recovery.
There is still so much I would like to write to you, not just external facts, but the car is once again at the door and the rehearsal must begin. So I hope to continue this letter soon and send you all the love that fills my heart. Marie.
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An Rudolf Steiner in Dornach
Mittwoch, 18. März 1925
Heidenheim, 18. März 1925
Lieber E., so unglaublich lang her ist es, dass ich Dir geschrieben habe. Stuttgart erwies sich, was es immer ist: man fliegt von einem ins andre, oder von einem zum andern, und so kam es, dass ich Dir immer in Gedanken schrieb, aber einen Bogen nicht ausfüllen konnte. Von Fürth aus bat ich, dass Dir ein Telegramm geschickt würde. Fürth war eine große Überraschung für uns. Es ist nach dem Landestheater von Stuttgart vielleicht das schönste Theater, in dem wir überhaupt gewesen sind, auch akustisch ausgezeichnet und von bester Ordnung und Sauberkeit in den Regionen hinter den Kulissen. Prachtvolle Beleuchtungsmöglichkeiten, - fasst 1200 Menschen, und es war wieder ganz voll. Die Mitglieder sagten uns am andern Tage, sie hätten nur begeisterte Äußerungen gehört.
In Stuttgart hat man uns also aus dem Landestheater wieder herausgesetzt. Wir haben die zwei Faustvorstellungen in der Waldorfschule abgehalten; einige meinten, man sehe dort besser, weil die Bühne höher sei; vielleicht kommen dort auch mehr fremde Menschen hin, als in die Landhausstraße. Es ist natürlich dort alles gut und glatt abgelaufen; wir hatten außerdem auch noch eine Vorstellung für Mitglieder in der Landhausstraße.
Ich habe mich nun verleiten lassen, auf Anregung einiger Lehrer, eine Faustvorstellung für die Schulkinder zuzusagen. Es war verlockend zu denken, dass 800 Kinder einen Eindruck für ihr Leben davontragen könnten, der sie verhinderte, sogleich Geschmack an Schunddarstellungen zu entwickeln. Man weiß ja, wie stark solche Kindereindrücke sind. Freilich müssen wir deshalb aus Mannheim nach Stuttgart wieder zurückkehren. Aber ich fühlte mich gezwungen, auch aus einem andern Grunde es zu tun: der EurythmieSchulaufführung wegen. Die findet am Vorabend der Tagung statt, bietet manches sehr Erfreuliche, so dass es schade wäre, sie ausfallen zu lassen. Aber die Rezitation ist unmöglich. So schien mir der einzige Ausweg, die Rezitation von Froböse 15Edwin Froböse (1900-1997), Schauspieler, Mitglied seit 1921. 1924-1949 Mitarbeiter und Sekretär der Sektion für redende und musikalische Künste, seit 1945 Mitglied der Rudolf Steiner-Nachlassverwaltung. machen zu lassen. Aber ich müsste die Sache überwachen, da es sich um Gedichte handelt, die er gar nicht kennt, - und ich müsste sehr vieles aus der Überfülle des Programms streichen, und das beste zusammenstellen, wozu noch keine Zeit gewesen ist. — Als ganzes machte die Schule aber wieder einen sehr erfreulichen Eindruck. — So wird es wohl meine Pflicht sein, diese Vorstellung zu einer möglichst guten zu machen. - Dann möchte mir Wagner einen Herrn bringen, mit dem ich sprechen könnte über die Einreise-Erlaubnis meines Bruders[?]. — Für die pädagogische Tagungswoche haben sie außer zwei Eurythmie-Aufführungen noch einen Rezitationsabend von mir erbeten. So drängt sich alles sehr zusammen, und es ist möglich, dass ich nur auf zwei Tage nach Dornach hinüber könnte, um wenigstens Dich kurz zu sehen.
Habe herzlichsten Dank für Deinen lieben Brief und die trostreichen Worte, die Du mir sagst. Hoffentlich finde ich Dich jetzt ein ganzes Stück vorgeschritten auf der Bahn der Gesundung.
Ich möchte Dir noch vieles schreiben, nicht bloß äußere Tatsachen, aber das Auto steht wieder vor der Türe und die Probe muss beginnen. So hoffe ich diesen Brief bald fortzusetzen, und sende Dir alle Liebe, von der mein Herz erfüllt ist. Marie