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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Our Dead
GA 261

21 May 1922, Berlin

Translated by Steiner Online Library

Eulogy for Nelly Lichtenberg

Before I begin my lecture, I have to report that our dear friend Nelly Lichtenberg has left the physical plane. The younger friends may also know her from her participation in our events, but the older participants know her very well and have certainly taken her deep into their hearts – as has her mother, who is left in mourning.

Nelly Lichtenberg, who had recently sought recovery in Stuttgart, left the physical plane there a few days ago. She and her mother, who was there for her care, have been part of our anthroposophical movement since its beginning. And if I am to express in a few words what, in my eyes, perhaps best characterizes the deceased, who has passed away from the physical plane, and also her mother herself, I would like to say: Their souls were made of pure loyalty to the anthroposophical movement, of pure and deep devotion to the cause. When our movement here in Berlin was still extremely small, we all appreciated the heartfelt loyalty and deep understanding with which they both clung to the movement and participated in its development. Baroness Nelly Lichtenberg carried this loyal soul in a body that caused extraordinary difficulties for her outer life. But this soul actually came to terms with everything in a wonderful spirit of endurance, which combined with a certain inner blessed joy in absorbing the spiritual. And this spirit of endurance, combined with this inner joyfulness, warmed by a confidence in the life of the soul, wherever this soul life may unfold in the future, was also present in the now deceased at her last sickbed in Stuttgart, where I found her in this frame of mind and spiritual state during my last visits. It is clear to you all that anyone who can in any way contribute to a person's recovery must do everything in his power to bring about that recovery. But you also all know how karma works, and how it is sometimes simply impossible to bring about such a recovery. It was, so to speak, quite painful just to see the future when you had the sufferer before you in the last few weeks. But her soul, which was also so extraordinarily hopeful for the spiritual world, led her and those who had to do with her even in the last days. And so one may say that just as her soul departed from the physical plane, so did one here on earth, who had taken up anthroposophy in the true sense of the word, so taken it up that this anthroposophy was not just a theoretical world view, a satisfaction of the intellect or even a slight satisfaction of the feelings, but was the whole content of her life, the certainty of her existence. And it was with this content of her life and with this certainty of her soul existence that she also passed away from this physical plane. It is for us, especially for those of us who have shared so many of the hours here in the physical existence that a person has to spend with her in the same spiritual pursuit, to turn our thoughts to her soul existence. And that is what we want to do faithfully! She shall often find our thoughts united with her thoughts in the continuation of her existence in another region, and she will always be a faithful companion of our spiritual striving, even in her further soul existence. We can be sure of that. And that we promise her this, that we want to powerfully direct our thoughts to her, as a sign of honor, we want to rise from our seats.

Gedenkworte Für Nelly Lichtenberg

Bevor ich zu meinem Vortrag komme, habe ich die Mitteilung zu machen, daß unsere liebe Freundin NNe/ly Lichtenberg den physischen Plan verlassen hat. Die jüngeren Freunde werden sie vielleicht auch aus ihrer Teilnahme an unseren Veranstaltungen kennen, aber die älteren Teilnehmer kennen sie sehr gut und haben sie gewiß tief in ihr Herz geschlossen — ebenso wie ihre in Trauer zurückgebliebene Mutter.

Nelly Lichtenberg, die zuletzt noch in Stuttgart ihre Gesundung gesucht hat, hat dort vor einigen Tagen den physischen Plan verlassen. Sie und ihre Mutter, die dort zu ihrer Pflege wat, gehörten seit dem Beginne unserer anthroposophischen Bewegung dieser an. Und wenn ich in wenigen Worten ausdrücken soll, was vielleicht gerade die Verstorbene, von dem physischen Plan Hinweggegangene, und auch ihre Mutter selbst in meinen Augen am besten charakterisiert, so möchte ich sagen: Gegenüber der anthroposophischen Bewegung bestanden ihre Seelen aus lauterer Treue, aus lauterer tiefer Hingegebenheit an die Sache. — Wir alle haben zu schätzen gewußt, als unsere Bewegung hier in Berlin noch außerordentlich klein war, mit welcher innigen Treue und mit welchem tiefen Herzensverständnis die beiden an der Bewegung hingen und an der Entwickelung der Bewegung teilnahmen. Die Baronesse Nelly Lichtenberg trug diese treue Seele in einem Körper, der außerordentliche Schwierigkeiten für das äußere Leben bereitete. Aber diese Seele fand sich eigentlich mit allem in einer wunderbaren Duldergesinnung zurecht, die sich verband mit einer gewissen inneren beseligten Freudigkeit im Aufnehmen des Spirituellen. Und diese Duldergesinnung, verbunden mit dieser inneren Freudigkeit, durchwärmt von einer Zuversicht für das seelische Leben, auf welchem Plane immer sich in der Zukunft dieses seelische Leben entfalten möge, das alles traf man bei der nunmehr Verstorbenen auch an ihrem letzten Krankenlager in Stuttgart, wo ich sie durchaus in dieser Seelenstimmung und Seelenverfassung bei meinen letzten Besuchen gefunden habe. Es ist Ihnen allen klar, daß derjenige, der irgendwie mitwirken kann zur Gesundung eines Menschen, alles tun muß, um diese Gesundung nach seinen Kräften herbeizuführen. Aber Sie wissen auch alle, wie das Karma wirkt, und wie es zuweilen eben unmöglich ist, eine solche Gesundung herbeizuführen. Es war gewissermaßen durchaus schmerzlich, nur in die Zukunft zu sehen, wenn man die Leidende in den letzten Wochen vor sich hatte. Aber über alles das führte ihre auch für die geistige Welt so außerordentlich hoffnungsvolle Seele sie selbst und die, welche mit ihr auch in den letzten Zeiten zu tun hatten, hinweg. Und so darf man sagen, daß gerade in der mit ihr von dem physischen Plan hinweggegangenen Seele eine solche hier auf Erden lebte, welche Anthroposophie in wahrem Sinne des Wortes aufgenommen hatte, so aufgenommen hatte, daß diese Anthroposophie nicht bloß eine theoretische Weltanschauung, eine Verstandesbefriedigung oder auch eine leichte Empfindungsbefriedigung war, sondern der ganze Inhalt ihres Lebens, die Gewißheit ihres Daseins war. Und mit diesem Inhalt ihres Lebens und mit dieser Gewißheit ihres Seelendaseins ist sie auch von diesem physischen Plan hinweggegangen. An uns ist es, namentlich an denjenigen, die so viele von den Stunden hier im physischen Dasein, die der Mensch zuzubringen hat, mit ihr im gleichen geistigen Streben durchgemacht haben, unsere Gedanken zu ihrem Seelendasein hin zu richten. Und das wollen wir denn treulich tun! Sie soll oft in der Fortsetzung ihres Daseins in einem anderen Gebiete unsere Gedanken durch unseren Willen mit ihren Gedanken vereinigt finden, und sie wird immer, auch in ihrem ferneren Seelendasein, ein treuer Mitgenosse unseres geistigen Strebens sein. Dessen können wir gewiß sein. Und daß wir ihr dieses versprechen, daß wir unsere Gedanken kraftvoll zu ihr hinlenken wollen, zum Zeichen dessen, um sie zu ehren, wollen wir uns von unseren Sitzen erheben.