Correspondence with Edith Maryon
1912–1924
GA 263
Translated by Steiner Online Library
69
Edith Maryon to Rudolf Steiner
Hotel San Salvatore
San Salvatore, Lugano
[probably end of August 1921]
Saturday afternoon on the mountain.
Dear and esteemed teacher,
I have not received any news from Stuttgart today and would like to know how things stand with the hand wound and the voice? It is uncertain whether we will stay here beyond next Wednesday or not, but in any case I will make sure that I get letters at the post office. If we don't find anything better on Sunday or Monday, we will stay here. The food is excellent; I have never found better vegetarian cuisine anywhere.
Mrs. Mackenzie writes me from London with all kinds of thanks for you for the hospitality, etc. Dr. Mackenzie speaks very enthusiastically about his stay in Dornach, he will also write to you in 14 days, when you arrive in Dornach, and send a book. They both feel wonderfully refreshed in body and soul. Now she is preparing her Christmas plans.
Miss Franklin seems to be getting more interested in Dornach again, she is taking a long walk in the area as I write and think of the excursion to Stuttgart today. We want to drink tea outside, but I don't know what she will say when she comes back and discovers that we have both forgotten the water for tea. I dare not go to the hotel and get water because the cows are wandering around and will surely eat our cakes.
Mrs. Mackenzie has translated some of Hegel's speeches, they are at the end of her book. She has also translated Fichte's speech and wanted to have it printed at the beginning of the war, but at the time everyone said that no one would read it, so she waited with it, and now it will probably finally be printed: It seems she prefers my translation to Wedgwood's after all; she finds the latter more like a reproduction of a book that has been read than an actual translation, so perhaps mine wasn't so terrible after all! Although of course I don't think it's first class, I know only too well that it can't be. I hope no plans have been made for the time of the Theological Course and the Christmas Course and that you will take vacation for the Voice from Sept. 7 on??? It will certainly be necessary. How are you doing with the Voice now? And, are you too tired? Or are you trying
maybe to get a little rest each day? Goodbye!
Kindest regards
Edith Maryon
69
Edith Maryon an Rudolf Steiner
Hotel San Salvatore
San Salvatore, Lugano
[vermutlich Ende August 1921]
Samstag nachmittag auf dem Berg
Sehr verehrter lieber Lehrer,
ich habe heute keine Nachricht von Stuttgart erhalten und möchte gerne wissen, wie es jetzt steht mit der Handwunde und mit der Stimme? Es ist unsicher, ob wir hier bleiben über nächsten Mittwoch hinaus oder nicht, jedenfalls werde ich an der Post dafür sorgen, daß ich Briefe richtig bekomme. Wenn wir Sonntag oder Montag nichts Besseres finden, dann bleiben wir hier. Das Essen ist ausgezeichnet, bessere vegetarische Küche habe ich nirgendwo gefunden.
Mrs. Mackenzie schreibt mir von London allerlei Dank für Sie für die Gastfreundschaft usw. Dr. Mackenzie spricht sich sehr enthusiastisch aus über seinen Dornacher Aufenthalt, er wird auch Ihnen schreiben in 14 Tagen, zu Ihrer Ankunft in Dornach, und ein Buch schicken. Sie fühlen sich beide in Leib und Seele schön erholt. Jetzt bereitet sie ihre Weihnachtspläne vor.
Miss Franklin scheint jetzt auch wieder mehr Interesse zu bekommen für Dornach, sie macht momentan einen langen Spaziergang in der Umgebung, während ich schreibe und an den Stuttgarter Ausflug heute denke. Wir wollen dann Tee trinken im Freien, aber ich weiß nicht, was sie sagen wird, wenn sie zurückkommt und entdeckt, daß wir beide das Wasser für Tee vergessen haben. Ich wage nicht, zu dem Hotel zu gehen und Wasser zu holen, weil die Kühe herumspazieren und sicher unsere Kuchen fressen werden.
Mrs. Mackenzie hat einige Reden von Hegel übersetzt, sie stehen am Ende ihres Buches. Auch hat sie Fichtes Rede übersetzt und wollte sie drucken lassen anfangs des Krieges, damals aber haben alle Leute gesagt, das würde niemand lesen, so hat sie damit gewartet, und jetzt wird es wahrscheinlich endlich gedruckt: Es scheint, sie hat meine Übersetzung doch lieber wie die von Wedgwood, sie findet letztere eher eine Wiedergabe eines Buches, das man gelesen hat, als eine eigentliche Übersetzung, so war die meine vielleicht doch nicht so schrecklich! Obwohl ich natürlich nicht meine, daß sie erstklassig wäre, ich weiß zu gut, daß das nicht sein kann. Ich hoffe, daß keine Pläne gemacht worden sind für die Zeit des Theologischen Kursus und des Weihnachtskursus und daß Sie Ferien für die Stimme nehmen vom 7. Sept. an??? Es wird sicher notwendig sein. Wie geht es jetzt mit der Stimme? Und, ist man zu müde? Oder versuchen Sie
vielleicht, täglich ein bißchen auszuruhen? Auf Wiedersehen!
Herzlichste Grüße
Edith Maryon