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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

On the History and Content of the First Section of the Esoteric School
1904–1914
GA 264

Translated by Steiner Online Library

To Alfred Meebold in Heidenheim on the Brenz

1906, undated

Dear Mr. Meebold!

I would like to quickly answer the questions you raised and summarily address the points you touched on.

I only touched on the question of the master implicitly by pointing out that “I” does not mean “I” when I say “I”. I knew that you would understand me correctly because I have the highest regard for the experiences you have had in life and therefore spoke to you with complete trust.

I know that you are familiar with the ancillary exercises. But it is necessary to practice them systematically once. What you describe as an “inner experience” you owe to the practice so far. And you will also have the rest in my description given to you in the future as your experience, and in fact a special feeling will really arise from each special exercise. Please do not think, I beg you, of “suggestion” here. With such concepts, one only throws stones in one's way.

The meaning of “breathing retention” will become clear to you if you direct your thoughts in the following direction: the process of earthly embodiment is conditioned by “lung breathing”; the upward movement to spirituality must therefore undo this process through practice, etc., etc. This, of course, is only a hint, which I ask you to develop further.1Cf. on this “From the Content of the Esoteric Lessons”, CW 266.

Please do not regard the “secrecy” as an obligation of principle, but only as a temporary one, due to the confused present circumstances in E.S. and T.S. I do not keep secrets from intimate friends if these friends enjoy your absolute trust. For the time being, however, please regard this “silence” as if one friend were confiding in another and telling him: Please do not talk to anyone about this. The time will surely come when we will be able to communicate with each other about it, so that the duty of silence will no longer be necessary towards such friends. So for the time being, please treat this confidential message as confidential. I myself would be glad if this did not need to be the case. I am particularly pleased with those of my students who are learning to understand my relationship to occultism no differently than a mathematician's to mathematics. This also completely resolves the vexed question of authority.

I would be very pleased to see you at the congress.2Since the letter does not state an exact date, it may have been either the Paris Congress in May 1906 or the Munich Congress in May 1907. It gives me great satisfaction that you are starting the exercises so soon. I will always be at your service for important matters, even in writing.

Warmest regards,

Dr. Rudolf Steiner

An Alfred Meebold in Heidenheim a.d.Brenz

[1906, ohne näheres Datum]

Lieber Herr Meebold!

Schnell möchte ich summarisch Ihnen die gestellten Fragen bezw. berührten Punkte noch beantworten.

Die Frage der Meister habe ich nur implicite berührt durch den Hinweis, daß nicht «Ich» bedeutet, wenn ich «Ich» sage. Ich wußte, daß Sie mich richtig verstehen, denn ich schätze die von Ihnen im Leben gemachten Erfahrungen sehr hoch und sprach deshalb mit vollem Vertrauen zu Ihnen.

Daß Ihnen die Nebenübungen vertraut sind, ist mir bekannt. Doch ist es notwendig, daß man sie systematisch einmal durchübt. Was Sie als eine «innere Erfahrung» bezeichnen, verdanken Sie der bisherigen Übung, Und Sie werden auch das Übrige in meiner Ihnen gegebenen Beschreibung in künftigen Zeiten als Ihr Erlebnis haben, und zwar wird wirklich aus jeder besonderen Übung auch ein besonderes Gefühl ersprießen. Denken Sie, das bitte ich Sie, ja dabei nicht an «Suggestion». Mit solchen Begriffen wirft man sich nur Steine in den Weg.

Der Sinn der «Atementhaltung» wird sich Ihnen ergeben, wenn Sie Ihre Gedanken in die folgende Richtung lenken: Der Prozeß der irdischen Einkörperung ist bedingt durch das «Lungenatmen»; die Aufwärtsbewegung zur Spiritualität muß daher übungsweise diesen Prozeß rückgängig machen usw. usw. Damit ist natürlich der Gedanke nur angeschlagen, den ich Sie bitte, weiter zu denken.1Vgl. hierüber «Aus den Inhalten der Esoterischen Stunden», GA 266.

Das «Geheimhalten» betrachten Sie bitte nicht als prinzipielle Verpflichtung, sondern nur als temporäre, durch die verworrenen gegenwärtigen Verhältnisse in E.S. und T.S. bedingt. Ich lege Ihnen intimen Freunden gegenüber prinzipiell kein Schweigen auf, wenn diese Freunde /hr absolutes Vertrauen genießen. Vorläufig aber betrachten Sie dieses «Schweigen» nur so, wie wenn ein Freund dem andern etwas anvertraut und ihm sagt: Bitte sprechen Sie darüber zu niemand. Es wird die Zeit ja gewiß kommen, wo wir uns auch darüber verständigen können, daß solchen Freunden [gegenüber] die Schweigepflicht nicht mehr notwendig sein werde. Also nur in diesem Sinne betrachten Sie die vertrauliche Mitteilung vorläufig als vertraulich. Ich wäre selbst froh, wenn auch dies nicht zu sein brauchte. Ich bin selbst gerade von denen meiner Schüler sehr befriedigt, die verstehen lernen, mein Verhältnis zum Okkultismus nicht anders aufzufassen, als das eines Mathematikers zur Mathematik. Damit ist wohl auch die leidige Autoritätsfrage restlos getroffen.

Lieb würde es mir doch sein, Sie am Kongresse zu sehen.2Da der Brief kein genaues Datum trägt, kann es sich entweder um den Pariser Kongreß im Mai 1906, oder um den Münchner Kongreß Mai 1907 gehandelt haben. Es gewährt mir große Befriedigung, daß Sie so bald mit den Übungen beginnen. Ich werde auch brieflich stets für Wichtiges Ihnen zu Diensten sein.

Herzlichste Grüße Ihres

Dr. Rudolf Steiner