Correspondence with Marie Steiner
1901–1925
GA 262
Translated by Steiner Online Library
7
To Marie von Sivers in Schlachtensee near Berlin
Saturday, April 18, 1903
Weimar, April 18, 1903
Dear Sister, dear Confidant! The second lecture is also over. It was even better attended than the first. From everything I experience here in relation to our cause, I may hope that we will prevail if we have persistence and strength of purpose. And we must have endurance, we will have energy, if only we follow the dictates of inner necessity. Thank you very much for your letter. I am very sorry that you are so troubled by external matters and that you are not quite well. The difficulties that the old pages have caused you will completely disappear in the not too distant future. They have to be overcome. Because they lie on the path if the science of the brain is to change into the wisdom of the heart and the mind is to become more and more alive. You have to remember that not only diagrams and drawings, but also ideas and concepts are only symbols. All of this is only a gateway to the mind. You will find the passage because you are predestined to do so. However, this also gives you the necessity to seek this passage.
In which sense Deinhard 5Ludwig Deinhard (1847-1917), industrialist, friend and patron of Hübbe-Schleiden, founded the Munich branch of the European section of the TG in March 1894, but it soon fell asleep again. In 1902, the branch was reactivated with only 7 members for the founding of the German section, only to fall asleep again almost immediately in the wake of Hübbe-Schleiden. wants to work here, gives a taste of what Hübbe-Schleiden writes in a just arrived letter.6“... I only differ from you with regard to the intention and purpose of the theosophical movement. You and all the other present-day representatives want to derive spiritual advantage and benefit from this movement for themselves and as many other individuals as possible. ... In order to fulfill this purpose, it seems to me that the first prerequisite is that we give only the spiritual content of our knowledge and our striving to our culture, but that we avoid the buzzwords Theosophy and Theosophical Society for the time being.” (Letter dated April 17, 1903). Rudolf Steiner wrote in the margin: “This is precisely the fundamentally false premise that gives rise to all misunderstandings. Not benefit and not advantage, but necessary fulfillment of a clearly understood karma!!! For me, the difference was clear when I saw that my allusions to this effect, intended for the initiate, fell on no fertile soil in Berlin and were only understood by Fräulein v. Sivers.” It is the same thing again: not Theosophy and not the Theosophical Society. Again the admonition: I should do nothing but publish a journal without reference to either. That we do anything at all is completely against the opinion of these gentlemen. Now, if we were to act in their interest, the founding of the German Section would be a farce; we would act treacherously against all our promises and Theosophy would be completely without prospects among Germans. It is strange that these stumbling blocks should arise at a time when one needs strength to continue one's work; that this quite insubstantial talk of the gentlemen's should get in the way, when, apart from it, everything justifies hopes. Here Mrs. Lübke is working with devotion, and at the same time the old German theosophists are advising inactivity. I wonder if it will take much longer!
We will now have to do everything firmly, even at the risk of these old theosophists leaving us. — You understand me; and that gives me strength, it clears my wings.
In loyalty and brotherhood, R. St.
7
An Marie von Sivers in Schlachtensee bei Berlin
Samstag, 18. April 1903
Weimar, 18. April 1903
Liebe vertraute Schwester! Auch der zweite Vortrag ist gehalten. Er war noch besser besucht als der erste. Aus allem, was ich hier in bezug auf unsere Sache erlebe, darf ich hoffen, dass wir durchdringen werden, wenn wir Ausdauer und Wirkenskraft haben. Und Ausdauer müssen wir, Wirkenskraft werden wir haben, wenn wir nur den Geboten der innern Notwendigkeit folgen. Habe allerherzlichsten Dank für Deinen Brief. Es ist mir sehr leid, dass Du mit Äußerlichkeiten so geplagt bist, und dass Du nicht einmal ganz wohl bist. - Die Schwierigkeiten, welche Dir die alten Blätter gemacht haben, werden in nicht ferner Zeit ganz schwinden. Sie müssen überstanden werden. Denn sie liegen einmal auf dem Weg, wenn sich die Wissenschaft des Gehirns in die Weisheit des Herzens wandeln und dadurch der Geist immer lebendiger werden soll. Du musst bedenken, dass nicht nur Diagramme und Zeichnungen, sondern auch Vorstellungen und Ideen nur Symbole sind. Alles das ist nur Durchgangstor zum Geiste. Du wirst den Durchgang finden, weil Du dazu prädestiniert bist. Allerdings gibt Dir das auch die Notwendigkeit, diesen Durchgang zu suchen.
In welchem Sinne Deinhard 5Ludwig Deinhard (1847-1917), Industrieller, Freund und Mäzen von Hübbe-Schleiden, begründete im März 1894 den Zweig München der europäischen Sektion der T.G., der dann aber bald wieder einschlief. 1902 wurde der Zweig mit nur 7 Mitgliedern reaktiviert für die deutsche Sektionsgründung, um im Fahrwasser von Hübbe-Schleiden praktisch gleich wieder einzuschlafen. hier wirken will, davon gibt einen Vorgeschmack, was Hübbe-Schleiden in einem eben eingetroffenen Brief schreibt.6«... Anderer Ansicht als Sie bin ich nur in bezug auf die Absicht und den Zweck der theosophischen Bewegung. Sie und alle anderen heutigen Vertreter wollen aus dieser Bewegung für sich und möglichst viele andere einzelne Personen den geistigen Vorteil und Nutzen ziehen. ... Um nun diese Zweckerfüllung zu ermöglichen, scheint mir die erste Vorbedingung, dass wir unserer Kultur nur den geistigen Inhalt unserer Erkenntnis und unseres Strebens geben, dass wir aber dabei vorerst die Schlagworte Theosophie und Theosophische Gesellschaft ganz vermeiden.» (Brief vom 17. 4. 1903). Rudolf Steiner schrieb an den Rand: «Das ist eben die grundfalsche Voraussetzung, die alle Missverständnisse hervorruft. Nicht Nutzen und nicht Vorteil, sondern notwendige Erfüllung eines klar eingesehenen Karmas!!! Für mich war die Differenz klar, als ich sah, dass meine dahingehend für den Eingeweihten bestimmten Andeutungen in Berlin auf keinen fruchtbaren Boden fielen und nur von Fräulein v. Sivers verstanden wurden.» Es ist wieder dieselbe Sache: nicht Theosophie und nicht Theosophische Gesellschaft. Wieder die Mahnung: ich solle nichts tun als eine Zeitschrift ohne Hinweis auf beides herausgeben. Dass wir überhaupt etwas unternehmen, ist ganz gegen die Ansicht dieser Herren. Nun, wenn wir in ihrem Sinne handelten, würde die Begründung der deutschen Sektion eine Farce sein; wir handelten treulos gegen alle unsere Versprechungen und die Theosophie wäre unter Deutschen ganz ohne Aussichten. Es ist eigentümlich, dass diese Hemmschuhe hineinfallen müssen in eine Zeit, in der man die Kraft zum Weiterwirken braucht; dass sich diese ganz wesenlose Rederei der Herren störend in den Weg legt, wo, von ihr abgesehen, alles doch zu Hoffnungen berechtigt. Hier arbeitet Frau Lübke mit Hingebung, und in demselben Augenblicke mahnen die alten deutschen Theosophen zum Nichtstun. Ob es wohl noch lange dauern wird!
Wir werden jetzt alles mit Festigkeit tun müssen, selbst auf die Gefahr hin, dass uns diese alten Theosophen verlassen. — Du verstehst mich; und das gibt mir Kraft, das macht mir die Flügel frei.
In Treuen und Brüderlichkeit R. St.