Correspondence with Marie Steiner
1901–1925
GA 262
Translated by Steiner Online Library
1904
In April of this year, perhaps the most important step beyond Berlin was taken, laying the foundations for the fruitful development of the most important centers for the future of anthroposophical work in Germany, Munich and Stuttgart, alongside Berlin. In Stuttgart, Prof. Oscar Boltz had founded his own “Theosophical Society in Southern Germany” in the fall of 1903 and even tried to turn it into a Southern German section in January 1904. Adolf Arenson asked for help, as he hoped that Rudolf Steiner's personal influence could prevent this split. In his letter of March 17, he therefore gladly welcomed Rudolf Steiner's intention to come to Stuttgart in April. (The group around Boltz was then constituted in February 1905 as the second Stuttgart branch of the German Section). - In Munich the branch had practically fallen asleep, and Ludwig Deinhard, who was in charge, resisted any initiative from Berlin. However, there were also several theosophical groups there that were loosely connected to the Hartmann-Böhme Society in Leipzig. The largest of these was under the leadership of Baroness Wangenheim, who moved her residence from Munich to Saxe-Coburg at the time. Sophie Stinde and Countess Kalckreuth also belonged to her group. Probably through the mediation of Alfred Meebold, Rudolf Steiner was also invited to speak there in April, and after his second visit on his return journey from Lugano at the end of April, this led to a large conference of all Munich Theosophists, to which even Countess Brockdorff from Meran appeared. On May 9, Baroness Wangenheim writes to Rudolf Steiner: “So my longer stay in Munich had led to a positive result after all, namely the unification of the various circles into a ‘Lodge’ following Adyar, through you. [...] I am heartily pleased that we are ready to officially join you, whom not only I, but the others with me have recognized and grown fond of as a spiritual relative. This must be a sign to you of how deeply your whole being has affected us! I hold your hand firmly in mine in warm friendship and hope to see you again often. Best regards to Miss von Sivers and to you from your G. A. Wangenheim”. At the beginning of June Rudolf Steiner's book “Theosophy. Introduction to supersensible world knowledge and human destiny”, and the first essay in the series ‘How does one gain knowledge of the higher worlds?’ appeared in the June issue of ‘Lucifer’. In this way, an independent body of literature gradually emerged, enabling the breakaway from the Indian Theosophical approach that was welcomed by many.
In May, Rudolf Steiner and Marie v. Sivers were in London to negotiate with Annie Besant about the establishment of the “Esoteric School”. By decree of May 10, Rudolf Steiner is appointed “Arch-Warden of the E.S. in Germany and the Austrian Empire”, and in the second half of the year the establishment of the E.S. begins (GA 264, 266). In June, they take part in the first annual congress of the Federation of European Sections in Amsterdam. Sophie Stinde and Countess Kalckreuth from Munich, Mathilde Scholl from Cologne and others are also present. - In September, they accompanied Annie Besant on a lecture tour of the German branches.
At the general meeting of the German section in October, it was reported that the number of members had risen from 130 to 251. Four new branches were founded (Cologne, Nuremberg, Munich, Dresden).
1904
Im April dieses Jahres wird der vielleicht wichtigste Schritt über Berlin hinaus unternommen, durch den der Grund gelegt wird zu einer fruchtbaren Entwickelung der für die Zukunft der anthroposophischen Arbeit in Deutschland neben Berlin wichtigsten Zentren, München und Stuttgart. In Stuttgart hatte Prof. Oscar Boltz im Herbst 1903 eine eigene «Theosophische Gesellschaft in Süddeutschland» gegründet und im Januar 1904 sogar versucht daraus eine süddeutsche Sektion zu machen. Adolf Arenson bat um Hilfe, da er sich von Rudolf Steiners persönlichem Einwirken versprach, dass es diese Spaltung verhindern könnte. Mit Freuden begrüßte er daher in seinem Brief vom 17. März die Absicht Rudolf Steiners im April nach Stuttgart zu kommen. (Die Gruppe um Boltz konstituiert sich dann im Februar 1905 als zweiter Stuttgarter Zweig der deutschen Sektion.) - In München war der Zweig praktisch eingeschlafen, und der zuständige Ludwig Deinhard wehrte sich gegen jede Initiative aus Berlin. Daneben gab es dort aber mehrere theosophische Gruppen, die in einem losen Zusammenhange mit der Hartmann-Böhme Gesellschaft in Leipzig standen. Deren größte stand unter der Leitung der Baronin Wangenheim, die damals ihren Wohnsitz von München nach Sachsen-Coburg verlegte. Zu ihrer Gruppe gehörten auch Sophie Stinde und Gräfin Kalckreuth. Wahrscheinlich durch Vermittelung von Alfred Meebold wird Rudolf Steiner eingeladen im April auch dort zu sprechen, und das führt nach seinem zweiten Besuch auf der Rückreise von Lugano Ende April zu einer großen Konferenz aller Münchner Theosophen, zu der sogar die Gräfin Brockdorff aus Meran erscheint. Am 9. Mai schreibt die Baronin Wangenheim an Rudolf Steiner: «Mein längeres Bleiben in München hatte also doch zu einem positiven Resultat geführt, nämlich zum Zusammenschluss der verschiedenen Kreise zu einer «Loge» im Anschluss an Adyar, durch Sie. [...] Es freut mich von Herzen, dass wir soweit sind, uns Ihnen, den nicht nur ich, sondern die Andern mit mir als einen geistig Verwandten erkannt und lieb gewonnen haben, uns offiziell anzuschließen. Das muss Ihnen ein Zeichen sein, wie tief eingreifend Ihre ganze Wesenheit auf uns wirkte! In warmer Freundschaft halte ich Ihre Hand fest in der meinen und hoffe auf häufiges Wiedersehen. Frl. von Sivers und Ihnen herzlichen Gruß von Ihrer G. A. Wangenheim». Anfang Juni erscheint Rudolf Steiners Buch «Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung», im Juni-Heft des «Lucifer» auch der erste Aufsatz der Folge «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?». So ensteht nach und nach eine eigenständige Literatur, und dadurch wird die von vielen begrüßte Ablösung von der indisch-theosophischen Darstellungsweise ermöglicht.
Im Mai sind Rudolf Steiner und Marie v.Sivers in London um mit Annie Besant über die Einrichtung der «Esoterischen Schule» zu verhandeln. Mit Dekret vom 10. Mai wird Rudolf Steiner zum «Arch-Warden of the E.S. in Germany and the Austrian Empire» ernannt, und in der zweiten Hälfte des Jahres beginnt der Aufbau der E.S. (GA 264, 266). Im Juni nehmen sie am ersten Jahreskongress der Föderation Europäischer Sektionen in Amsterdam teil. Auch Sophie Stinde und Gräfin Kalckreuth aus München, Mathilde Scholl aus Köln und andere sind anwesend. — Im September begleiten sie Annie Besant auf einer Vortragsreise durch die deutschen Zweige.
Bei der Generalversammlung der deutschen Sektion im Oktober kann berichtet werden, dass die Mitgliederzahl von 130 auf 251 gestiegen ist. Vier neue Zweige wurden begründet (Köln, Nürnberg, München, Dresden).