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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Correspondence with Marie Steiner
1901–1925
GA 262

Translated by Steiner Online Library

206

To Rudolf Steiner in Dornach
Thursday, 9 October 1924

Barmen, 9 October.

Dear E., So it's been decided then, then, about Berlin! Hopefully it is only a sign of a firm intention to overcome the illness in this way, not of a slow recovery. I know how difficult such a decision is for you. That is why it has not been made in time. But now it must be carried out all the more thoroughly, the resting and gathering of strength. Hanover went well. There was so much clapping that one corner of it was irritated. One does not know whether it is the devout or the opponents. At the internal performance, it was the daughter of the former Chancellor Michaelis, who did not want to clap out of devotion. At the public performance, however, von der Decken said that six “coffee house aesthetes” had discussed bringing the matter “to a head”. He would then have sat down with several friends behind their chairs; in the end they would have become tame. That is what gives the eurythmy travels in Germany the somewhat enervating tension. One must reckon with the fact that an attempt will be made to tip the thing over. There are always some symptoms of opponents digging around.

We now have a hall that is modern and elegant, but of course not as pleasant and effective as a theater. The Wittensteins have made every effort to prepare everything accordingly. I am staying here with them and several others.

The program: 29Larghetto by Handel from the 4th violin sonata / The soul is a stranger... – Journey by night (Christmas): poems by Albert Steffen / Davidsbündler dances by Robert Schumann / Annihilation or rejuvenation: Poem by Robert Hamerling / Pugnani-Kreisler, Prelude / Etude by Chopin in E major / Autumn: Poem by Albert Steffen / Allegro by Tartini / Romanze, F major by Johannes Brahms / The Gardener and Schön-Rohtraut: Poems by Eduard Mörike / Intermezzo by Johannes Brahms / Gavotte from the Orchestral Suite in D major by Joh. Seb. Bach / Allegretto from the piano sonata in C sharp minor by Beethoven / The chicken: Humoresque by Christian Morgenstern / Carnival: from Carnival prank from Vienna, by Robert Schumann / Humoristic Rondo: by Max Schuurman. is now quite effective after all; but the tone eurythmy predominates. I couldn't do it any differently; to keep the interest level high until the end and to avoid costume changes, it had to be done like this: Larghetto (Händel), Seele fremd. — Fahrt bei Nacht. -— Davidsbündler. - Vernichtung oder Verjüngung - Pugnani. Etude Chopin. Herbst, Steffen. Allegro, Tartini. Then: Romanze, Brahms. Gärtner, Mörike. Schön Rotraut. — Intermezzo, Brahms. Gavotte, Bach. Allegretto, Beethoven. “Das Huhn”. Fasching, Schumann and humoristic Rondo. We will now take this around with us to Berlin and also afterwards. In Berlin, the second performance will be of “Johannisnachtstraum”. I no longer count on Donath; I can no longer pay the others well and she would not find anything satisfactory anymore. - But I will ask Stuten to come to Berlin with his music, -— if we are still left in one piece until then. Savitch is an interesting Oberon. At least the most interesting among our forces. Do you find its length annoying? It condenses a lot when it wants to.

Now that we are practicing the newly added scenes, we feel the need to go further and to also create a eurythmic version of the quarrel scene between Oberon and Titania. With another Oberon, I wouldn't have even dared to think about it because it would have remained colorless. With Savitch, you can think about it. What do you think?

Our ladies are happiest when they can do the “Laying of the Foundation Stone” 29meditation saying by Rudolf Steiner, see “Mantric Sayings”, GA 268.. And the religious were delighted with it. They had just come from their consecration ceremony with communion and felt it was the right continuation. In Berlin it is to happen twice.

The Hass-Berkow people run,30Gottfried Haaß-Berkow (1888-1957), actor and director, member since January 1913. In September 1924 he took part in the Drama Course with his acting group, whose members then mostly joined the Goetheanum stage ensemble. He later became artistic director of the Württemberg State Theatre. They are already jumping and running on a square that they have been given for it. I had initially talked our Berliners out of it, because I thought that you would make the first statements about it, and I also wanted to be there. But perhaps they will be able to start this on their own, if Wachsmuth shows them a place to do it?

Do you actually see people other than those who care for you? We have been gone for ten days now; time is beginning to feel quite long to me. - Many thanks for the letters and all our love and best wishes from

Marie

206

An Rudolf Steiner in Dornach
Donnerstag, 9. Oktober 1924

Barmen, 9. Okt.

Lieber E. nun hat sich’s also entschieden mit Berlin! Hoffentlich ist es nur ein Zeichen für eine feste Absicht, die Erkrankung so zu überwinden, nicht für ein zu langsames Genesen. Wie sauer Dir so ein Entschluss wird, weiß ich schon. Deswegen ist er ja nicht bei Zeiten gefasst worden. Aber jetzt muss es ja um so gründlicher durchgeführt werden, das Ausruhen und Kräfte-sammeln. Hannover lief glücklich ab. Es wurde so viel geklatscht, dass eine Ecke davon irritiert wurde. Man weiß dann nicht recht, ob es Andächtige oder Gegner sind. Bei der internen Aufführung war es die Tochter des früheren Reichskanzlers Michaelis, die aus Andacht das Klatschen nicht wollte. Bei der öffentlichen Aufführung sagte freilich von der Decken, dass 6 «Kaffeehaus-Ästheten» unter sich besprochen hatten, die Sache «zum Kippen» zu bringen. Er hätte sich dann mit mehreren Freunden hinter ihre Stühle gesetzt; zum Schluss wären sie zahm geworden. Das ist, was den Eurythmie-Reisen in Deutschland die etwas enervierende Spannung gibt. Man muss jedes Mal damit rechnen, dass der Versuch gemacht werden wird, die Sache zum Kippen zu bringen. Irgendwelche Symptome für Gegnerwühlereien gibt es immer.

Hier haben wir nun einen Saal, der ja modern elegant ist, aber natürlich nicht so angenehm und wirksam wie ein Theater. Wittensteins haben sich alle Mühe gegeben, alles entsprechend herzurichten. Ich lebe hier bei ihnen mit mehreren andern.

Das Programm 29Larghetto von Händel aus der 4. Violinsonate / Die Seele fremd ... — Fahrt bei Nacht (Weihnacht): Gedichte von Albert Steffen / Davidsbündler Tänze von Robert Schumann / Vernichtung oder Verjüngung: Gedicht von Robert Hamerling / Pugnani-Kreisler, Präludium / Etude von Chopin in E-Dur/ Herbst: Gedicht von Albert Steffen / Allegro von Tartini / Romanze, F-Dur von Johannes Brahms / Der Gärtner und Schön-Rohtraut: Gedichte von Eduard Mörike / Intermezzo von Johannes Brahms / Gavotte aus der Orchester-Suite in D-Dur von Joh. Seb. Bach / Allegretto aus der Klavier-Sonate in cis-moll von Beethoven / Das Huhn: Humoreske von Christian Morgenstern / Fasching: aus Faschingsschwank aus Wien, von Robert Schumann / Humoristisches Rondo: von Max Schuurman. ist ja nun doch ein recht effektvolles; aber die Ton-Eurythmie überwiegt. Ich habe es nicht anders schaffen können; damit das Interesse bis zum Schlusse gesteigert wird und keine Kleiderpausen entstehen, musste es so gestaltet werden: Larghetto (Händel), Seele fremd. — Fahrt bei Nacht. -— Davidsbündler. - Vernichtung oder Verjüngung - Pugnani. Etude Chopin. Herbst, Steffen. Allegro, Tartini. Dann: Romanze, Brahms. Gärtner, Mörike. Schön Rotraut. — Intermezzo, Brahms. Gavotte, Bach. Allegretto, Beethoven. «Das Huhn». Fasching, Schumann und humoristisches Rondo. Das führen wir nun bis Berlin auf Reisen herum, und auch nachher. In Berlin kommt dann für die zweite Aufführung: «Johannisnachtstraum». Ich rechne nun nicht mehr mit Donath; ich kann nicht mehr gut die andern absetzen und sie würde nichts Befriedigendes mehr finden. - Ich werde aber Stuten mit seiner Musik nach Berlin bitten, -— wenn man uns bis dahin noch heil gelassen hat. Savitch ist ein interessanter Oberon. Jedenfalls der interessanteste unter unsern Kräften. Findest Du ihre Länge störend? Sie legt sich sehr zusammen, wenn sie will.

Jetzt, wo wir die neu hinzugekommenen Szenen üben, hat man das Bedürfnis wieder weiter zu gehn, und die Streitszene zwischen Oberon und Titania auch eurythmisch zu gestalten. Mit einem andern Oberon hätte ich nicht mal gewagt dran zu denken, weil sie farblos geblieben wäre, Mit Savitch kann man schon dran denken. Was hältst Du davon?

Am glücklichsten sind unsere Damen, wenn sie die «Grundsteinlegung» 29Meditationsspruch Rudolf Steiners, siehe «Mantrische Sprüche», GA 268. machen dürfen. Und die Religiösen waren selig darüber. Sie kamen grade von ihrer Weihehandlung mit Kommunion und empfanden es als die richtige Fortsetzung. In Berlin soll es zwei Mal kommen.

Die Hass-Berkow-Leute laufen,30Gottfried Haaß-Berkow (1888-1957), Schauspieler und Regisseur, Mitglied seit Januar 1913. Nahm mit seiner Schauspielgruppe im September 1924 am Dramatischen Kurs teil, deren Mitglieder sich danach größtenteils dem Goetheanum-Bühnenensemble eingliederten. Später Intendant der Württembergischen Landesbühne. ringen und springen schon auf einem Platz, den sie dafür gekriegt haben. Unsern Berlinern, die darum nachgesucht hatten, hatte ich’s zunächst ausgeredet, weil ich dachte, dass Du die ersten Angaben dazu machen würdest, und ich wollte auch dabei sein. Aber vielleicht dürfen sie auch aus eigenen Kräften das anfangen, wenn ihnen Wachsmuth einen Platz dazu zeigt?

Siehst Du eigentlich Menschen außer denjenigen, die Dich pflegen. Wir sind jetzt zehn Tage fort; die Zeit fängt mir schon an recht lang zu werden. - Herzlichsten Dank für die Briefe und alles Liebe und Gute von

Marie