Correspondence with Marie Steiner
1901–1925
GA 262
Translated by Steiner Online Library
207
To Marie Steiner on a eurythmy trip
Saturday, October 11, 1924
Goetheanum, October 11, 1924
My dear Maus, I have managed to create two pieces from Steffen; I hope you will like them, because I have put a lot of effort into them. One is intended as a group, the other as a solo. I have been looking for ways to shape the latter, but so far I have not been able to find one.
Thank you very much for your kind letter, through which I get a picture of your work here in my forging. Oh, that's a role I really don't fit into at all.
The daily H.oiden operations are not comfortable at all, they hurt like hell; but they have really made a lot of improvements. But nothing can be done quickly.
In addition, anthroposophists seem to talk so much nonsense about my illness; again versions are being raised that are only likely to cause bad blood. Even poor Father Trinchero 31Padre Giuseppe Trinchero (1874-1936), Catholic priest from Genoa. translated Rudolf Steiner's writing “Friedrich Nietzsche, a fighter against his time” into Italian. is associated with the matter.
Now I will be forced to say a few words here on the bulletin board to explain the matter as it really is:
First of all, one calculates what one is capable of achieving during the courses; that is then a maximum; now there have been many courses recently. This resulted in an excess of energy expenditure due to external demands that had not been calculated. And that was precisely what caused the physical collapse, despite the extremely active and easy handling of all the other limbs of my human existence. It is all so clear; but unfortunately clarity must be experienced in things that are not right for me.
My dear Maus, you ask who I see, apart from the people who are caring for me. But you see, that is precisely what I have to be careful about. All contact with people exhausts me terribly.
So nothing else is possible than this: Dr. Wegman and Dr. Noll are my nurses; Olga comes to bring things and tidy up; she is proving to be extremely good. Mieta Pyle looks in once or twice a day to see if there is anything to be done. Then I see only Steffen, if necessary, to ensure that the Goetheanum magazine is progressing properly; then Aisenpreis, and, if necessary, Binder. 32Theodor Binder (died 1947), member since July 1906, 1919-1927 active in the administration of the Goetheanum building. Even Dr. Wachsmuth has not yet been allowed in by me; he has to bring things and Dr. Wegman then gives them to him.
Yes, you see, my illness must be taken into account as things progress. Therefore, we must wait until I am able to instruct the gymnasts in wrestling and jumping.
My dear Maus, but don't worry about me; everything that can happen is happening; and you can't get any better than I am going to get. It's just that the care is uncomfortable and the treatment painful. It is not a pleasant hour when the two doctors have to treat the ear infection in the evening. But all things considered, things are going well.
And now the assurance that your endeavors are in our warmest thoughts. I hope to hear more from you. I can see from your kind letter how many difficulties you are facing. May things continue to go well.
With warmest wishes, Rudolf Dr. Rudolf Steiner Goetheanum, Dornach near Basel, Switzerland, Canton Solothurn
207
An Marie Steiner auf Eurythmiereise
Samstag, 11. Oktober 1924
Goetheanum, 11. Oktober 1924
Meine liebe Maus, zwei Stücke aus Steffen konnte ich noch zustande bringen; ich hoffe, dass sie Dir gefallen werden, denn ich habe mir viel Mühe damit gegeben. Eines ist als Gruppe, das andre als Solo gedacht. Zu andern habe ich Formenzugänge gesucht; aber bisher noch nicht finden können.
Herzlichen Dank für Deinen lieben Brief, durch den ich ein Bild Deines Schaffens hier in mein Angeschmiedetsein hereinbekomme. Oh, das ist eine Rolle, in die ich wahrlich gar nicht passe.
Die täglichen H.oiden-Operationen sind dazu noch gar nicht behaglich, tuen scheußlich weh; sie haben aber ja wirklich die Sache schon ganz beträchtlich besser gemacht. Aber es kann eben alles nicht schnell gehen.
Dazu kommt, dass die Anthroposophen so viel Unsinn zu reden scheinen über meine Krankheit; wieder werden Versionen aufgebracht, die nur geeignet sind, böses Blut zu machen. Sogar der arme P. Trinchero 31Padre Giuseppe Trinchero (1874-1936), katholischer Ordensgeistlicher aus Genua. Übersetzte Rudolf Steiners Schrift «Friedrich Nietzsche, ein Kämpfer gegen seine Zeit» ins Italienische. wird mit der Sache in Zusammenhang gebracht.
Nun ich werde gezwungen sein, zunächst hier am schwarzen Brette einige Worte zu sagen, wie die Sache doch ist:
Zunächst berechnet man, was man imstande ist zu leisten bei den Kursen; das ist dann ein Maximum; nun waren eben letzter Zeit viele Kurse. Das ergab einen Überschuss an Kräfteaufwand durch Forderungen von außen, die nicht berechnet waren. Und das gab eben den Zusammenbruch des physischen Körpers bei einer ungemein regen und leichten Handhabung aller übrigen Glieder meiner Menschenwesenheit. Es ist alles so klar; doch die Klarheit muss leider in Dingen erlebt werden, die mir gar nicht recht sind.
Meine liebe Maus, Du fragst, wen ich sehe, außer den Personen, die mich pflegen. Aber sieh, gerade darin muss ich acht geben. Es strengt mich gerade aller Verkehr mit Personen furchtbar an.
So ist nichts anderes möglich als dieses: Frau Dr. Wegman und Dr. Noll pflegen mich; Olga kommt die Sachen bringen und hier aufräumen; sie erweist sich: als außerordentlich brav. Mieta Pyle guckt täglich ein- bis zweimal herein, zu fragen, ob dies oder jenes zu besorgen ist. Dann sehe ich nur noch, wenn nötig, Steffen, damit die Zeitschrift «Goetheanum» ihren ordentlichen Fortgang nimmt; dann Aisenpreis, und, wenn nötig Binder.32Theodor Binder (gest. 1947), Mitglied seit Juli 1906, 1919-1927 in der Administration des Goetheanum-Baues tätig. Selbst Dr. Wachsmuth habe ich bisher nicht hereingelassen; er muss die Dinge bringen und durch Dr. Wegman werden sie dann ihm wieder gegeben.
Ja, sieh, es muss schon mit meiner Krankheit im Fortgang der Sachen gerechnet werden. Daher muss man schon auch warten, bis ich in der Lage sein werde, den Artisten Plätze für Ringen und Springen anzuweisen.
Meine liebe Maus, mache Dir aber meinetwegen keine Sorgen; es geschieht alles, was nur geschehen kann; und besser gepflegt, als ich es werde, kann man gar nicht werden. Nur ist die Pflege eben unbehaglich, und die Behandlung schmerzvoll. Es ist keine angenehme Stunde, wenn am Abend die beiden Ärzte an die H.oidenBehandlung herantreten müssen. Aber dies alles eingerechnet, geht es doch gut vorwärts.
Nun die Versicherung, dass die herzlichsten Gedanken Deinen Wegen folgen; hoffentlich höre ich weiter von Dir. Ich sehe aus Deinem lieben Brief, wie viele Schwierigkeiten Du hast. Möge es doch gut weiter gehen; in
lieben herzlichen Gedanken Rudolf Dr. Rudolf Steiner Goetheanum, Dornach bei Basel Schweiz, Canton Solothurn