On the History and Content of the First Section of the Esoteric School
1904–1914
GA 264
Translated by Steiner Online Library
To Clara Smits in Düsseldorf
Berlin, December 28, 1903
Dearest Madam!
I trust you have continued the exercises in the manner you began. I would now ask you to proceed in January in exactly the same way as I described in my last letter.1This letter is not available. I would only ask you to replace the sentence I gave at the time with the following:
Every being you give your love to opens up its nature to you; for unkindness is a veil that covers the things of the world. As much as you radiate love, so much knowledge flows to you.
I would like to add a few words to help us understand this meditation sentence. It is absolutely true that we receive as much knowledge from the world as we ourselves radiate love. However, we must not believe that we are immediately aware of all knowledge in every phase of life. Much is unconscious in us at first. And that is why I ask you to continue the meditation steadfastly. Only by doing this, and by realizing that every day we dedicate to it is not lost, will we make progress. Every day stores knowledge in us; and the day will surely come when it will appear to us in full consciousness. The sentences we meditate on are not intellectual constructs that we are merely supposed to grasp. I can only say again and again: these are living sentences, and we are meant to live with them as we do with children. We know children very well, of course, and yet we deal with them anew every day. So it should be with our meditation sentences.
So everything else in your meditation remains the same in January as it was; only the sentence from December is replaced by the one given above. I ask you, dearest gracious lady, always to continue everything as it was given, until I write to you again. You can be sure that you will receive the appropriate letter from time to time. If it happens a few days after the expected time, it will not hurt.
It was very nice that I also saw you for the last time in Cologne. I would have liked to have visited you again then - but time was so pressing. Lohf has now opened up the prospect that at least 6 people will be found in Düsseldorf with whom he can reconstruct the branch. That would be highly desirable. I know, dear lady, that you are doing all you can. I also know how difficult everything is. But our combined efforts must succeed, as the Theosophical movement demands of those who recognize its importance. No one can then evade this movement once they have recognized its significance.
I hope to see you again very soon.
Sincerely,
Dr. Rudolf Steiner
Berlin W, Motzstrasse 17
An Clara Smits in Düsseldorf
Berlin, 28. Dezember 1903
Verehrteste gnädige Frau!
Sie haben wohl die Übungen in der begonnenen Weise fortgesetzt. Ich bitte Sie nun, auch im Monate Januar noch in ganz genau derselben Weise zu verfahren, wie ich es in meinem letzten Briefe beschrieben habe.1Dieser Brief liegt nicht vor. Nur den Satz, den ich damals angegeben habe, bitte ich Sie, durch den nachfolgenden zu ersetzen:
Ein jedes Wesen, dem du deine Liebe schenkst, eröffnet dir sein Wesen; denn die Lieblosigkeit ist ein Schleier, der sich vor die Dinge der Welt legt und sie verhüllt. - Soviel du Liebe ausströmst, so viel Erkenntnis strömt dir zu.
Ich möchte zum Verständnis dieses Meditationssatzes einiges hinzufügen. Es ist durchaus so, daß uns so viel von Erkenntnis aus der Welt zuströmt, als wir selbst Liebe ausströmen. Allerdings dürfen wir nicht glauben, daß uns in jeder Entwickelungsphase des Lebens alle Erkenntnis sogleich bewußt ist. Vieles ist zunächst unbewußt in uns. Und deshalb bitte ich Sie, standhaft die Meditation fortzusetzen. Nur wenn wir das tun, und uns klar sind, daß kein Tag verloren ist, den wir ihr widmen, kommen wir vorwärts. Jeder Tag speichert Erkenntnis in uns auf; und auch der kommt gewiß, der sie uns dann in vollem Bewußtsein erscheinen läßt. - Die Sätze, über die wir meditieren, sind nicht Verstandessätze, die wir bloß begreifen sollen; ich kann nur immer wieder und wieder sagen: es sind Sätze, die leben, und mit denen wir selbst leben sollen, wie wir mit Kindern leben. Auch die Kinder kennen wir ja genau, und dennoch beschäftigen wir uns jeden Tag aufs neue mit ihnen. So soll es mit unseren Meditationssätzen sein.
Also alles andere bleibt auch im Januar in Ihrer Meditation so wie es war; nur der Satz des Dezember wird durch den oben angegebenen ersetzt. Ich bitte Sie, verehrteste gnädige Frau, immer alles so fortzusetzen, wie einmal angegeben, bis ich Ihnen wieder schreibe. Sie können sicher sein, daß Sie von Zeit zu Zeit den entsprechenden Brief erhalten. Wenn es einmal ein paar Tage nach der erwarteten Zeit geschieht, so schadet das nicht.
Es war mir sehr lieb, daß ich Sie auch das letzte Mal in Köln gesehen habe. Gerne hätte ich Sie damals nochmals aufgesucht - aber die Zeit drängte so. Lohf hat nun die Aussicht eröffnet, daß sich in Düsseldorf wenigstens 6 Personen finden werden, mit denen er den Zweig rekonstruieren kann. Es wäre das sehr zu wünschen. Von Ihnen, verehrteste Frau, weiß ich, daß Sie das mögliche tun. Auch weiß ich, wie schwer alles ist. Aber unserem vereinigten Zusammenwirken muß gelingen, was die theosophische Bewegung von denen verlangt, die ihre Bedeutung erkennen. Niemand kann sich dieser Bewegung dann noch entziehen, wenn er ihre Bedeutung erkannt hat.
Hoffentlich sehen wir uns auch recht bald wieder.
Herzlichst ganz Ihr
Dr. Rudolf Steiner
Berlin W, Motzstrasse 17