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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Correspondence with Marie Steiner
1901–1925
GA 262

Translated by Steiner Online Library

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To Marie von Sivers in Berlin
Wednesday, November 6, 1907

Vienna, November 6, 1907

My darling!

There are many foolish Theosophists; but the most foolish of them all seem to be the heads of the Vienna Lodge 32. This is not a branch of the German section, because the Empedocles Lodge in Vienna was only founded in March 1910. Likewise, the other branches of the German section in Austria were only founded in 1910/11: Graz, Klagenfurt, Linz. - At the beginning of the century, the chairman of the Viennese lodge, which was more or less loosely connected to the Hartmann-Böhme Society, was Ludwig Last. The “heads of the Vienna lodge” of 1907 are not meant to be the board of the 1910 branch, Dr. Alfred Zeißig, among others.. One can only hope that something will gradually emerge from the existing situation, as in other cities. For the time being, it is only clear that a Fräulein v. Tachauer 33Hedwig v. Tachauer; her mother Clara became a member in 1912. promises more. She is educated, ambitious in a certain way – only afflicted with the general Austrian inner fickleness. I have connected her with the Munich ladies, and so perhaps there is a possibility that she will absorb something. Yesterday after the internal evening, one had to be together with the heads for a while. It was a “beautiful” thing to see how, with the dullness, especially there, the arrogance grows - bleak. The state of affairs here will probably sufficiently illustrate the fact that the “members” of the lodge for the most part do not even consider it necessary to attend the public lectures because they “already know it all.” So they say. Yesterday at the “internal” meeting, I already said a few words about it, and tomorrow I will have to come back to it again. For the otherwise existing smugness of knowledge becomes a real scandal with all these “old” Theosophists.

Prague 34In May 1906, an already existing Theosophical group joined the German Section after its leader Jan Bedrnicek-Chlumsky had already become a member in Berlin in October 1905. This group, which is listed in the register as a sub-group of the Berlin branch, became the starting point for the Bohemian Section of the Theosophical Society, which was founded in January 1909 with Rudolf Steiner's help. When the disputes over the “Star of the East” began in 1911, most of the old members left the Bohemian Section again in March 1912 and returned to the Berlin Branch together with many new members. is really much better. And the current stay there seems to be very successful in a certain respect. Vienna is a city that is backward in every respect; and Theosophy seems to be the essence of backwardness here. I will now be in Graz on the 8th and 9th, and in Klagenfurt on the 10th and 11th. At least I have now organized my affairs telegraphically.

It will perhaps not be good to go to Dresden now. But I still want to see. December would be better for me. I would like to be in Berlin on Tuesday after all. Because it seems necessary to me for reasons that I will tell you later, that I have an appointment with Moltke 35Helmuth v. Moltke (1848-1916), Chief of the German General Staff, could have an interview with me right now for reasons that I will explain to you later, A dreadful mood is brewing against Theosophy due to recent events.36It could not be determined what Rudolf Steiner is referring to here. And it would be a shame if an “elemental event” were to occur right now. But for the time being we will say nothing about any of this. Besides, this time it will really be necessary to have a day off from lectures, especially in front of dull listeners. That alone is exhausting. You cannot imagine how everything rebounds when you speak to such minds, as is often the case. And then to Vienna 37In September 1904, a branch was formed in Dresden under the leadership of Hermann Ahner, who always remained small, was always uncomprehending towards Rudolf Steiner, and did not join the Anthroposophical Society in 1913. Like Lauweriks, Ahner also became General Secretary of the new German section, which was dependent on Adyar, for a while. - still Dresden. But as I said, I still want to see.

Please send from me as a gift to Mrs. Pauline Specht 38(1846-1916), in her house Rudolf Steiner worked from 1884 to 1890 as a private tutor, especially for her disabled second son Otto, who then died of typhus in the World War as a medical officer in Poland. More details can be found in the booklet no. 112 of the “Contributions to Rudolf Steiner's Complete Works”. in Vienna IX Berggasse 21: The “Pillars and Seals”, then “Education of the Child”, “Blood is a Special Juice” and “Our Father”.

But Bösé should not send cash again. This should be sent free of charge.

Give my warmest regards from your Rdlf.

Graz I will live: Grand Hotel Elefant

Klagenfurt: Hotel Moser.

60

An Marie von Sivers in Berlin
Mittwoch, 6. November 1907

Wien, 6. November 1907

Mein Liebling!

Viele dumme Theosophen gibt es; doch der Theosophen dümmste scheinen die Häupter der Wiener Loge 32Es handelt sich nicht um einen Zweig der deutschen Sektion, denn der Empedokles Zweig in Wien wurde erst im März 1910 gegründet. Ebenso sind die anderen Zweige der deutschen Sektion in Österreich erst 1910/11 gegründet worden: Graz, Klagenfurt, Linz. - Der Vorsitzende der Wiener Loge, die in einem mehr oder weniger losen Zusammenhange mit der Hartmann-Böhme Gesellschaft stand, war am Anfang des Jahrhunderts Ludwig Last. Mit den «Häuptern der Wiener Loge» von 1907 ist also nicht etwa der Vorstand des Zweiges von 1910, Dr. Alfred Zeißig u. a., gemeint. zu sein. Man kann nur hoffen, dass allmählich sich - wie in andern Städten — etwas aus dem Bestehenden herausschält. Vorläufig ist nur zu ersehen, dass ein Fräulein v. Tachauer 33Hedwig v. Tachauer; ihre Mutter Clara wurde 1912 Mitglied. mehr verspricht. Sie ist gebildet, in einer gewissen Weise strebsam - nur behaftet mit der allgemeinen österreichischen inneren Flatterhaftigkeit. Ich habe sie an die Münchener Damen angeschlossen, und so ist vielleicht eine Möglichkeit, dass sie ein bisschen etwas aufnimmt. Gestern nach dem internen Abend musste man mit den Häuptern noch etwas beisammen sein. Es war eine «schöne» Sache zu sehen, wie mit dem Stumpfsinn insbesondere da die Arroganz wächst - trostlos. Wie die Dinge hier stehen, wird Dir wohl hinlänglich die Tatsache veranschaulichen, dass die «Mitglieder» der Loge zu einem großen Teil gar nicht in die öffentlichen Vorträge zu gehen für nötig halten, weil sie das «alles schon wissen». So sagen sie. Gestern im «Internen» habe ich ihnen schon einige Worte darüber gesagt, und morgen werde ich nochmals darauf zurückkommen müssen. Denn der sonst vorhandene Wissensdünkel wird bei allen diesen «alten» Theosophen geradezu zum Skandal.

Prag 34Im Mai 1906 schloss sich eine schon existierende theosophische Gruppe der deutschen Sektion an, nachdem ihr Leiter Jan Bedrnicek-Chlumsky schon im Oktober 1905 Mitglied in Berlin geworden war. Diese im Register als Unterabteilung des Berliner Zweiges geführte Gruppe wurde zum Ausgangspunkt der im Januar 1909 mit Rudolf Steiners Hilfe gegründeten Böhmischen Sektion der T.G. Als 1911 die Auseinandersetzungen um den «Stern des Ostens» begannen, traten im März 1912 die meisten alten Mitglieder wieder aus der böhmischen Sektion aus und kamen zusammen mit vielen neuen Mitgliedern in den Berliner Zweig zurück. ist da wirklich schon viel besser. Und der jetzige Aufenthalt dort scheint in einer gewissen Beziehung sehr erfolgreich zu sein. Wien ist ja auch sonst eine in jeder Beziehung zurückgebliebene Stadt; und die Theosophie nimmt sich hier aus wie die Essenz der Zurückgebliebenheit. In Graz werde ich doch nun 8. und 9., in Klagenfurt am 10. und 11. sein. So wenigstens habe ich die Sachen jetzt telegraphisch geordnet.

Es wird vielleicht nicht gut sein, jetzt nach Dresden zu gehen. Doch will ich noch sehen. Lieber wäre mir im Dezember. Ich möchte gerne doch Dienstag in Berlin sein. Denn es scheint mir aus Gründen notwendig, die ich Dir noch sagen werde, dass ich mit dem Moltke 35Helmuth v. Moltke (1848-1916), Chef des deutschen Generalstabs, seine Frau Eliza war Mitglied im Berliner Zweig der T.G. seit November 1905. eine Unterredung gerade jetzt haben könnte. Es bereitet sich nämlich durch die jüngsten Ereignisse eine grässliche Stimmung gegen die Theosophie 36Es ließ sich nicht feststellen, worauf Rudolf Steiner hier hindeutet. vor; und es wäre doch schade, wenn gerade jetzt ein «Elementar-Ereignis» einträte. Doch wollen wir vorläufig ganz schweigen über alles das. Außerdem wird es wirklich diesmal notwendig sein, einen Tag «Pause» in bezug auf Vorträge gerade vor stumpfsinnigen Zuhörern zu haben. Dies nämlich allein strengt an. Du kannst Dir keinen Begriff machen, wie alles zurückprallt, wenn man zu solchen Köpfen spricht, wie es vielfach der Fall ist. Und dann nach Wien 37Im September 1904 entstand in Dresden ein immer klein gebliebener Zweig unter der Leitung von Hermann Ahner, der Rudolf Steiner stets verständnislos gegenüber stand, und der 1913 nicht mit in die Anthroposophische Gesellschaft wechselte. Wie Lauweriks wurde auch Ahner eine Weile Generalsekretär der neuen, Adyar-abhängigen deutschen Sektion. - noch Dresden. Aber wie gesagt, ich will noch sehen.

Bitte schicke von mir als Geschenk an Frau Pauline Specht 38(1846-1916), in ihrem Hause wirkte Rudolf Steiner 18841890 als Hauslehrer, vor allem für ihren behinderten zweiten Sohn Otto, der dann im Weltkrieg als Sanitäts-Offizier in Polen an Typhus starb. Näheres findet man im Heft Nr. 112 der «Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe». in Wien IX Berggasse 21: Die «Säulen und Siegel», dann «Erziehung des Kindes», «Blut ist ein besonderer Saft» und «Vater Unser».

Aber es soll nicht etwa Boesé wieder Nachnahme nehmen. Umsonst soll dies geschickt werden.

Sei mir ganz herzlichst gegrüßt von Deinem Rdlf.

Graz will ich wohnen: Grand Hotel Elefant

Klagenfurt: Hotel Moser.