The Origin and Development of Eurythmy
1920–1922
GA 277c
23 October 1920, Dornach
Translated by Steiner Online Library
9. Address on Eurythmy
Program of the performance in Dornach, October 23 and 24, 1920
“The Fairy Tale of the Spring Miracle” from “The Testing of the Soul” by Rudolf Steiner, with music by Leopold van der Pals
“The Treasure Digger“ by J. W. v. Goethe
“Question – Answer” with a musical prelude by Max Schuurman
“Where Does Evil Come From” from ‘The Testing of the Soul’ by Rudolf Steiner
“Explanation of an antique gem” by J. W. v. Goethe
Three-part canon (children's group)
Children's song (children's group)
Scene with sylphs and gnomes from the 2nd picture of The Awakening of the Soul by R. Steiner
“Frohsinn” by Ferdinand Hiller (children's group) ‘An mein Kalb’ by Fercher von Steinwand
Satirical prelude with music by Leopold van der Pals
Humoresques by Christian Morgenstern: ‘Das Perlhuhn’; ‘Der Salm’; ‘Das Einhorn’; ‘Die Schuhe’
Eurythmy also has an educational value. The human being does not use language as he used to. Actually, the whole human being is involved in language. In the course of human development, the whole soul life, thinking, feeling and willing has concentrated on the speech organs. Gestures, feelings, body movements must come from the whole person. Basically, everything that is spoken comes from the whole person. Because it is concentrated on language, the human being forgets that he is involved in language. The will lives in every word. We have the feeling that when we speak a sentence of poetry, the whole person is present.
But language has become material, conventional; the participation in language itself ceases, the more civilized, the more conventional humanity becomes. In what he speaks, he can put everything into it. There would be much less temptation to tell untruths if the whole person were much more in the language. This will be seen more clearly later. The lie and untruth can come in that way. The less inclined a person would be to speak conventionally if he placed more value on it being the expression of his entire being.
In Waldorf schools, the best experiences have been made with eurythmy in education. It is different from ordinary gymnastics. Soul enters into every movement. People are inclined to develop untruthfulness in speech. Eurythmy is important for the initiative of the soul, of the will. The will becomes stronger. Speech flows out of the will. People feel the truth through the fact that it is a visible language. It is not so easy to lie with a gesture as it is with mere words. Thus eurythmy has become a means of education.
The phraseology that is now interspersed with the will will cease. People are happy to accompany speech with movement, but they hold it back because it is not considered “comme il faut”. You can't declaim in the way we do today, when we only speak in prose. Here eurythmy must be accompanied by declamation that emphasizes the formal aspects of the language as given to it by the poet. A true poet feels that all language is based on imagery. Goethe rehearsed his Iphigenia with a baton because he emphasized the flow of iambic verse. In eurythmic movement, one sees the soul directly. Besides being an art form, it is also a means of education; gymnastics only affects the body. Eurythmy focuses on the soul and spirit, the noblest part of a person.
9. Ansprache zur Eurythmie
Programm zur Aufführung Dornach, 23. und 24. Oktober 1920
«Das Märchen vom Quellenwunder» aus Die Prüfung der Seele von R. Steiner, mit Musik von Leopold van der Pals
«Der Schatzgräber» von J. W. v. Goethe
«Frage - Antwort» mit musikalischem Auftakt von Max Schuurman
«Woher kommt das Böse» aus Die Prüfung der Seele von R. Steiner
«Erklärung einer antiken Gemme» von J. W. v. Goethe
Dreistimmiger Kanon (Kindergruppe)
Kinderliedchen (Kindergruppe)
Sylphen- und Gnomen-Szene aus dem 2. Bild von Der Seelen Erwachen von R. Steiner
«Frohsinn» von Ferdinand Hiller (Kindergruppe) «An mein Kalb» von Fercher von Steinwand
Satirischer Auftakt mit Musik von Leopold van der Pals
Humoresken von Christian Morgenstern: «Das Perlhuhn»; «Der Salm»; «Das Einhorn>; «Die Schuhe»
Die Eurythmie hat auch einen pädagogischen Wert. Der Mensch gebraucht die Sprache jetzt nicht wie früher. Eigentlich ist der ganze Mensch an der Sprache beteiligt. Im Laufe der Menschheitsentwickelung hat das ganze Sceelenleben, Denken, Fühlen und Wollen sich konzentriert auf die Sprachorgane. Gesten, Gefühle, Körperbewegungen müssen aus dem ganzen Menschen kommen. Im Grunde genommen ist es so, dass alles, was gesprochen wird, aus dem ganzen Menschen kommt. Dadurch, dass es sich konzentrierte auf die Sprache, vergisst der Mensch, dass er an der Sprache beteiligt ist. Der Wille lebt in jedem Worte. Wir haben das Gefühl, indem wir einen Satz einer Dichtung aussprechen, dass der ganze Mensch dabei ist.
Aber die Sprache ist materiell, konventionell geworden, die Teilnahme an der Sprache selber hört auf, je zivilisierter, je konventioneller die Menschheit geworden ist. In dem, was er spricht, kann er alles hinein verlegen. Es wäre viel weniger Versuchung, Unwahres zu sagen, wenn der ganze Mensch viel mehr in der Sprache wäre. Man wird es später genauer erkennen. Die Lüge und Unwahrheit kann hereinkommen in der Weise. Desto weniger geneigt wäre der Mensch [dafür,] dass es so hinfließt konventionell, wenn er mehr darauf Wert legte, dass es der Ausdruck ist seines ganzen Wesens.
In der Waldorfschule hat man die allerbeste Erfahrung gemacht mit der Eurythmie für die Pädagogik. Es ist etwas andres wie das gewöhnliche Turnen. In jede Bewegung kommt Seele herein. Der Mensch ist geneigt, zur Unwahrheit die Sprache heranzubilden. Wichtig ist die Eurythmie für die Initiative der Seele, des Willens. Der Wille wird stärker. Die Sprache quillt aus dem Willen. Der Mensch fühlt die Wahrheit dadurch, dass es eine sichtbare Sprache ist. Er lügt nicht mit der Gebärde so leicht als mit den bloßen Worten. So ist die Eurythmie ein Erziehungsmittel geworden.
Die Phrasenhaftigkeit, die jetzt mit dem Willen durchsetzt ist, wird aufhören. Der Mensch will gern die Sprache mit der Bewegung begleiten, er hält sie aber zurück, weil es als «comme il faut» nicht gilt. Zur Eurythmie kann man nicht so deklamieren wie heute, wo man nur in Prosa spricht. Hier muss Eurythmie mit Deklamation begleitet werden, die auf die Gestaltung, auf das Formelle Wert legt, wie sie der Dichter der Sprache gibt. Ein wirklicher Dichter fühlt, dass alle Sprache auf Bildhaftigkeit beruht, Goethe hat seine «Iphigenie» mit dem Taktstock einstudiert, weil er auf [das] Fluten des Jambus Wert legt. In der eurythmischen Bewegung sieht man unmittelbare Seele. Außer Kunst ist sie auch Erziehungsmittel, das Turnen geht nur auf den Körper. Die Eurythmie richtet sich auf das SeelischGeistige, das Edelste des Menschen.