On the History and Content of the First Section of the Esoteric School
1904–1914
GA 264
14 July 1904, Berlin
Translated by Steiner Online Library
To Mathilde Scholl in Cologne
On July 13, 1904, Mathilde Scholl wrote to Rudolf Steiner:
Mrs. Lübke has just written to me that she has signed the “pledge” in England and draws my attention to the fact that I should ask you to have me sign the “pledge” as well, if you are not yet able to send me the other papers. She writes that some changes have been made at the school, but she cannot give me any details about them until I have signed the pledge.
I have not said anything about not having signed yet or not having received any papers because I did not think it was that important. However, since Mrs. Lübke seems to be concerned about this, I am letting you know. Since you and Mrs. Besant have taken me in, I consider this alone to be important. You know my attitude completely, regardless of whether I make a special promise orally or in writing. You know that I am basically willing to do
whatever might be demanded of me.
I do not understand how external changes in the school can influence the degree of development of the human being.
However, there must be something serious and important in this, since Mrs. Lübke, whose right hand is unusable and under medical treatment, wrote to me with great difficulty with her left hand. I am certainly grateful to her for it, but I believe she is worrying in vain. You will see what you want to do...
Rudolf Steiner replied as follows:
Dear Miss Scholl!
I am sending you the pledge in the attachment. Please copy it out and send me your copy with your signature to pass on to Mrs. Besant.1Sent on July 15 with the following cover letter:
"I am sending you the ‘pledge’ enclosed. I give it gladly and wholeheartedly in every respect. I hope to fulfill it as faithfully as possible.
Thank you very much for your kind words. I always draw a great deal of strength, courage and peace of mind from what you tell me, and also from what you say in your writings, such as the last issue of “Lucifer”. Much as I rejoice in every line from you and much as I shall enjoy the continuation of the exegesis of “Licht auf den Weg zu bekommen,” I beg you to write it only when you can find time, without taking anything from the time that is absolutely necessary for your rest. Above all, your strength must be preserved for us. Therefore, you should not overwork yourself physically either. We are all concerned about this. But I trust that you also see it as necessary to maintain yourself for the world and for us. We all want to and need to hear and learn so much from you. The pledge contains what unites the members of the E.S. Of course, all the obligations that the Shrâvaka has already taken on continue to apply. As soon as you have sent me the signed pledge, I will also send you some provisional papers. Nothing else can be provided at the moment, but soon.
Please do not worry about possible changes at the school. Such things never affect the inner development of the individual members, but rather the school's work on the physical plane, as it extends from the higher to the physical plane in the world. Of course, one must always consider what is good for the world. You, who are a loyal and devoted student of E.S., and who are definitely on the right path, will not be significantly affected by the changes.2Further details not known.
The individual points of the pledge must be kept if we want to make progress on the occult path. But there is no need to be pedantic about everything. It depends solely on the attitude. How one can support the Theosophical movement is entirely up to one's own decision. It may be necessary, due to one's position or circumstances, not to say to the world that one is a Theosophist. But if one works seriously, however quietly, one has kept one's word.
It is important to watch one's speech so that one offends fewer and fewer others by it. This leads to the opening of the gate that the masters close. The weaknesses of others should never find our censure – at least not in our hearts – but we should try to understand them in every way.
Every E.S. disciple takes on the study as a duty.
You will soon receive the interpretation of “L.a.d. W.” [“Licht auf den Weg” – “Light on the Path”].3See letter dated 9 August 1904 I will answer everything else this week as well.
Best Wishes,
Dr. Rudolf Steiner
Berlin W, Motzstrasse 17
An Mathilde Scholl in Köln
Mathilde Scholl hatte am 13. Juli 1904 an Rudolf Steiner geschrieben:
Eben schreibt mir Frau Lübke, daß sie in England das «pledge» unterschrieben habe und macht mich mit Besorgnis darauf aufmerksam, daß ich Sie bitten soll, mich doch auch gleich das «pledge» unterschreiben zu lassen, falls Sie mir die anderen Papiere auch noch nicht schicken könnten. Es seien einige Änderungen in der Schule gemacht, über die sie aber mir nichts Näheres mitteilen könne, ebe ich das «pledge» unterschrieben hätte.
Ich habe nun überhaupt nichts darüber geäußert, daß ich noch nicht unterschrieben hätte oder keine Papiere erhalten, weil ich das nicht für so wichtig hielt. Da Frau Lübke sich aber Sorgen deshalb zu machen scheint, teile ich Ihnen dieses mit. Da Sie selbst und Mrs. Besant mich aufgenommen haben, halte ich dies allein für wichtig. Meine Gesinnung kennen Sie ja ganz und gar, gleichviel ob ich noch mündlich oder schriftlich ein besonderes Versprechen gebe. Sie wissen, daß ich im Grunde zu allem bereit bin,
was man auch von mir verlangen könnte. Ich verstehe nicht, wie äußere Veränderungen in der Schule den Grad der Entwickelung eines Menschen beeinflussen könnten. - Doch muß irgend etwas Ernstes und Wichtiges dabei sein, da Frau Lübke, deren rechte Hand unbrauchbar und in ärztlicher Behandlung ist, mir mit großer Mühe mit der linken Hand schrieb. Ich bin ihr gewiß dankbar dafür, aber ich glaube, sie ängstigt sich umsonst. Sie werden ja sehen, was Sie tun wollen...
Rudolf Steiner antwortete wie folgt:
Berlin, 14. Juli 1904 Liebes Fräulein Scholl!
In der Anlage sende ich Ihnen die Pledge. Ich bitte, sie abzuschreiben und mir Ihre Abschrift mit Ihrer Unterschrift zu senden zur Weitergabe an Mrs. Besant.1Erfolgte am 15. Juli mit folgendem Begleitbrief:
«Einliegend sende ich Ihnen das «Versprechen». Ich gebe es gern und in jedem Punkt von ganzem Herzen. Möchte es mir gelingen, es möglichst treu zu erfüllen.
Ich danke Ihnen sehr für Ihre freundlichen Worte. Viel Ruhe, Mut und Kraft schöpfe ich immer aus dem, was Sie mir sagen, ebenso aus dem, was Sie in Ihren Schriften sagen, so jetzt aus dem letzten «Luzifers-Heft. So sehr ich mich über jede Zeile von Ihnen freue und so lieb es mir sein wird, die Fortsetzung der Exegese von «Licht auf den Weg zu bekommen, so bitte ich Sie, diese doch nur dann zu schreiben, wenn Sie Zeit finden können, ohne von der zu Ihrer Ruhe unbedingt nötigen Zeit etwas darauf zu verwenden. Ihre Kraft muß uns vor allem erhalten bleiben. Darum sollten Sie sich auch physisch nur ja nicht überarbeiten. Wir machen uns alle Sorgen darum. Aber ich vertraue darauf, daß Sie auch selbst als notwendig ansehen, sich der Welt und uns zu erhalten. Wir wollen und müssen alle noch so viel von Ihnen hören und lernen.» Es ist in der Pledge enthalten, was die Mitglieder der E.S. vereint. Selbstverständlich gelten alle Verpflichtungen, die schon der Shrâvaka übernommen hat, fort. Wenn Sie mir die Pledge unterschrieben gesandt haben, sende ich Ihnen auch provisorisch einige Papiere. Anderes kann jetzt augenblicklich noch nicht gegeben werden, aber bald.
Wegen etwaiger Änderungen in der Schule ängstigen Sie sich nur ja nicht. Solche Dinge beziehen sich ja nie auf die innere Entwickelung der einzelnen Mitglieder, sondern auf das Herabwirken der Schule von den höheren auf den physischen Plan vor und in der Welt. Da muß man natürlich immer berücksichtigen, was der Welt frommt. Sie, die Sie eine treue, hingebungsvolle Schülerin der E.S. sind und die Sie sich durchaus auf dem rechten Wege befinden, wird die Änderung überhaupt nicht erheblich berühren.2Näheres nicht bekannt.
Die einzelnen Punkte der Pledge sind notwendig zu halten, wenn wir vorwärts kommen wollen auf dem okkulten Pfade. Es braucht aber nichts pedantisch, nur alles streng genommen zu werden. Auf die Gesinnung kommt es allein an. Wie man der theosophischen Bewegung eine Stütze zu sein hat, dies kann man ganz selbst entscheiden. Es kann durch Stellung, Lage, sogar notwendig sein, vor der Welt nicht zu sagen, daß man Theosoph ist. Wirkt man - noch so still - aber ernstlich, so hat man sein Wort gelöst.
Auf die Rede zu sehen, daß man immer weniger und weniger andere durch sie verletzt, kommt vieles an. Das führt zur Öffnung des Tores, das von den Meistern abschließt. Schwächen Anderer sollen nie unseren Tadel - wenigstens nicht den unseres Herzens - finden, sondern sie sollen auf jede Art von uns zu verstehen gesucht werden.
Das Studium übernimmt jeder E.S. Schüler als eine Pflicht.
Die Interpretation von «L.a.d. W.» [«Licht auf den Weg»] erhalten Sie jetzt sicher bald.3Siehe Brief vom 9. August 1904 Alles andere beantworte ich auch sicher noch diese Woche.
Herzlichst ganz Ihr
Dr. Rudolf Steiner
Berlin W, Motzstrasse 17