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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

On the History and Content of the First Section of the Esoteric School
1904–1914
GA 264

14 August 1904, Berlin

Translated by Steiner Online Library

To Michael Bauer in Nuremberg

Michael Bauer had apparently written to Rudolf Steiner on July 28, 1904, based on a previous conversation:

Dear Doctor,

Without beating about the bush, I will say what I would like: I would like to be your student for a while and would be glad if you would give me a task that is necessary for me. With loving greetings,

Yours sincerely, Michael Bauer

Rudolf Steiner noted in the margin: “answered with rules 14. 8. 04”. His answer:

Dear Mr. Bauer!

In response to your kind words, I would like to say the following: Your relationship with the Theosophical movement is so intimate that you will find the best satisfaction in your esoteric life by joining the so-called “Esoteric School”. However, I ask you to consider the messages I am sending you about this as intended only for you and to treat them in the strictest confidence. Nobody is asked to join this occult school. But we may communicate its existence to those to whom we think it possible. And I want to give you such a communication. If you do not consider it appropriate for you to join, then you may disregard the communication and write to me to that effect. I will then immediately give you, without you being a member of the school, the necessary information for an esoteric course of development and will meet all your wishes.

First of all, you will find enclosed the rules of the so-called Shrâvaka Order, [see page 141]. One must first become a Shrâvaka (literally a listener) and follow the prescribed rules, then one is promoted to the higher degrees.

You will see that observing the “rules” is quite easy to begin with. However, strict adherence to them is necessary because only under this condition is real progress in spiritual life possible.

If you are ready to enter, please write to me. I will then send you a short “promise” by which you become a member and then, on September 22 or 23, for example, I will give you all the further information.

I would just like to write a few words about the nature of the school. You know that the “Theosophical Society” has a relationship to our exalted masters in that they gave the theosophical impulses to H.P.B. [H. P. Blavatsky], then leaving it to her to shape the movement on the physical plane. The Theosophical Society was founded by H.P.Blavatsky and Olcott in 1875 for this reason. Our occult school has nothing official to do with it. For it is precisely an “occult” school. It was founded directly by the Masters and is under the leadership of these Masters. And so the Theosophical Society constantly receives the truly living knowledge from this occult school. Little by little, the exercises prescribed by the school lead to knowledge of the masters. As long as she was on earth, H. P. Blavatsky was the head of the school. Now it is Annie Besant. Within Germany, Austria and German-speaking Switzerland, I have been entrusted with the leadership of the school.

As I said, this is not meant as pressure, but only as a message based on trust. If you join, you will have no obligation other than to follow the rules. If you cannot do it, please return the rules to me. I will then answer your letter in another form so that your wishes are also fulfilled outside the school. But within the school one does have the necessary support from the higher planes.

I will write to you immediately if you are a member in Germany and let me know of your interest. I will also send you all instructions for a proper meditation that imparts occult knowledge.

Annie Besant can possibly give a few lectures in Germany in September. However, since she can only stay in Germany for a few days, she will only be able to give a lecture in Munich for Bavaria. Believe me, dear Mr. Bauer, if it had been possible, I would have considered a lecture by Annie Besant in Nuremberg as well. However, due to Ms. Besant's limited time, it is absolutely not possible. She will speak in Weimar on September 18 and in Munich on September 20; and I hope that you and your wife will be able to attend the lecture at one of the locations.

Kind regards to your wife and family,

Dr. Rudolf Steiner
Berlin W, Motzstrasse 17

An Michael Bauer in Nürnberg

Michael Bauer hatte am 28. Juli 1904 offenbar aufgrund eines vorhergegangenen Gespräches an Rudolf Steiner geschrieben:

Sehr verehrter Herr Doktor!

Ohne viel Umschweife will ich sagen, was mir lieb wäre: ich möchte eine Zeitlang Ihr Schüler sein und wäre froh, wenn Sie mir eine Aufgabe ge ben wollten, wie sie für mich not tut. Es grüßt Sie in Liebe

Ihr Michael Bauer

Rudolf Steiner notierte am Rande: «beantwortet mit Regeln 14. 8. 04». Seine Antwort:

Berlin, 14. August 1904

Sehr verehrter, lieber Herr Bauer!

Auf Ihre lieben Zeilen darf ich Ihnen folgendes erwidern. Ihr Verhältnis zur theosophischen Bewegung ist ein so intimes, daß Sie in Ihrem esoterischen Leben am besten Befriedigung finden werden, wenn Sie sich der sogenannten «Esoterischen Schule» anschliessen. Ich bitte Sie aber die Mitteilungen, die ich Ihnen darüber mache, als nur für Sie bestimmt und ganz vertraulich zu betrachten. Es wird niemand aufgefordert, dieser okkulten Schule beizutreten. Aber wir dürfen dem, bei dem wir es möglich finden, Mitteilung von ihrem Bestehen machen. Und eine solche Mitteilung will ich Ihnen machen. Finden Sie es nicht angemessen für sich, beizutreten, dann betrachten Sie die Mitteilungen als nicht gemacht, und schreiben mir dies. Ich werde Ihnen dann auch sofort, ohne daß Sie Mitglied der Schule sind, das Nötige für einen esoterischen Entwickelungsgang angeben und allen Ihren Wünschen entsprechen.

Zunächst finden Sie beiliegend die Regeln des sogenannten Shrâvaka-Ordens, [siehe Seite 141]. Man muß erst Shrâvaka (d.i. Zuhörer wörtlich) werden und den vorgeschriebenen Regeln folgen, dann wird man zu den höheren Graden befördert.

Sie werden ersehen, daß die Einhaltung der «Regeln» für den Anfang ganz leicht ist. Allerdings die genaue Einhaltung ist erforderlich, weil nur unter dieser Voraussetzung ein wirklicher Fortschritt im spirituellen Leben möglich ist.

Sind Sie bereit, einzutreten, so bitte, schreiben Sie mir dies. Ich sende Ihnen dann ein kurzes «Versprechen», durch das Sie Mitglied werden und gebe Ihnen dann, etwa am 22. oder 23. September, alles weitere an.

Ich möchte Ihnen nur noch Einiges über die Natur der Schule schreiben. Sie wissen, daß die «Theosophische Gesellschaft» in dem Verhältnisse zu unseren erhabenen Meistern steht, daß diese die theosophischen Impulse an H.P.B. [H. P. Blavatsky] gegeben haben, es ihr dann überlassend, wie sie auf dem physischen Plane die Bewegung gestalten will. Die «Theosophische Gesellschaft» wurde deswegen von H.P.Blavatsky und Olcott 1875 gegründet. Mit dieser hat nun unsere okkulte Schule nichts offiziell zu tun. Denn sie ist eben eine «okkulte». Sie ist direkt von den Meistern gegründet und steht unter der Führung dieser Meister. Und der Theosophischen Gesellschaft fließt daher fortwährend das wirklich lebendige Erkennen aus dieser okkulten Schule zu. Nach und nach führen die Übungen, welche die Schule vorschreibt, zu der Erkenntnis der Meister. Das Haupt der Schule war, so lange sie auf Erden weilte, H. P. Blavatsky. Jetzt ist es Annie Besant. Innerhalb Deutschlands, Österreichs und der deutschsprechenden Schweiz ist mir die Führung der Schule übertragen.

Das alles soll, wie gesagt, kein Drängen sein, sondern nur eine auf Vertrauen sich stützende Mitteilung. Treten Sie bei, so erwächst Ihnen keine Verpflichtung außer der Einhaltung der Regeln. Können Sie es nicht, dann schicken Sie mir die Regeln wieder zurück. Und ich beantworte Ihnen dann Ihren Brief in anderer Form, so daß Ihre Wünsche auch außer der Schule befriedigt werden. Doch hat man innerhalb der Schule ja die so notwendige Unterstützung von den höheren Planen aus.

Wer in Deutschland Mitglied ist, schreibe ich Ihnen sofort, wenn Sie mir Ihre Geneigtheit kundgeben. Ebenso alle Anweisungen zu einer regelrechten Meditation, die okkultes Wissen vermittelt.

Annie Besant kann es möglich machen, im September in Deutschland einige Vorträge zu halten. Da sie aber nur einige Tage sich in Deutschland aufhalten kann, wird sie nur in München für Bayern vortragen können. Glauben Sie es mir, lieber Herr Bauer, wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich auch in Nürnberg an einen Vortrag Annie Besants gedacht. Es geht aber wegen der beschränkten Zeit Frau Besants absolut nicht. Sie wird am 18. September in Weimar, am 20. September in München sprechen; und ich gebe mich der Hoffnung hin, daß Sie und Ihre Frau Gemahlin an einem der Orte den Vortrag anhören können.

Grüßen Sie Frau und Familie

Herzlichst ganz Ihr

Dr. Rudolf Steiner

Berlin W, Motzstrasse 17