On the History and Content of the First Section of the Esoteric School
1904–1914
GA 264
Translated by Steiner Online Library
To Mathilde Scholl in Cologne
Berlin, August 29, 1904
Dearest Fräulein Scholl!
Your relationship with Annie Besant is absolutely the right one. All Theosophists should feel the same way about her. But we must remain calm even if we experience that others do not feel the same way about her. Maya is powerful, and many a person gets into a difficult situation precisely because they move from a sure feeling to an uncertain judgment. It is much less important that we resist what is wrong than that we ourselves serve what is right. I know that in the long run nothing can happen if we do the right thing in Annie Besant's name; but temporarily, many things may occur that may make the situation appear difficult. Annie Besant is the Messenger of the Masters.1See on page 347 the transcript for Edouard Schur from 1907. She does not necessarily have to engage in diplomatic moves, nor can a true occultist. Dear Miss Scholl, you can believe me when I say that wherever there is diplomatic interference, there is no connection with the masters. I know that it is in Annie Besant's interest if we behave quite naturally when Keightley comes, as if we accept his presence as something quite natural. And inwardly we must do that too. Your unease is also justified. But we must remain calm even in the face of such unease. There is so much in Germany that is outwardly against us; but let us not disturb our positive forces by being too considerate of such opposition.
It is a law of occultism that those who are accepted into the esoteric current may initially face strong resistance. It may be part of their testing to remain upright in the face of such opposition. Those who become occultists must soon absolve things that might otherwise have taken several lifetimes to encounter. If he follows his direct insight, he will also progress. He must only have all the courage for his insight. Such whole courage is a strong touchstone. He who, like you, is unshakably attached to a person like Annie Besant, has gained much. It is precisely through this relationship that you will make the most beautiful progress.
If there are people who do not stand by Annie Besant in this way, they will cause themselves the greatest harm. But many of those who err in this respect today will come to the right judgment again.
The occultist simply does not ask certain questions. For example, I do not even want to dwell on the fact that Keightley is coming to Germany. I heard from Miss v. Sivers that Annie Besant wrote the sentence: “I expect to meet Mr. Keightley in Hamburg”. And then Mrs. Lübke probably also wrote to Miss v. Sivers about it. Miss v. Sivers then also asked me how I felt about it. I told her: “not at all.”
If Annie Besant wants the translation of her lectures by Keightley, we will see. Personally, it would have seemed most appropriate to me if Frl. v. Sivers had translated everywhere.2Rudolf Steiner then took over the German presentation.
I am not yet able to send you the continuation of the last letter regarding “Light on the Path”. But I will certainly do so this week.3This further exegesis evidently did not take place.
Please give the Künstlers my warmest regards.
Yours,
Rudolf Steiner
Berlin W, Motzstrasse 17
An Mathilde Scholl in Köln
Berlin, 29. August 1904
Verehrtes liebes Fräulein Scholl!
Ihr Verhältnis zu Annie Besant ist durchaus das richtige. So sollten alle Theosophen zu ihr stehen. Aber man muß ruhig bleiben auch dann, wenn man die Erfahrung machen sollte, daß andere nicht so zu ihr stehen. Maya ist mächtig, und mancher kommt gerade dadurch in eine schwierige Lage, daß er von einem sicheren Gefühl zu einem unsicheren Urteil vorrückt. Es kommt viel weniger darauf an, daß wir dem Unrichtigen widerstreben, als daß wir selbst dem Richtigen dienen. Ich weiß, daß auf die Dauer nichts passieren kann, wenn wir in Annie Besants Namen das Richtige tun; zeitweilig mag aber manches sich ereignen, was die Lage schwierig erscheinen lassen kann. Annie Besant ist der Bote der Meister.1Vgl. hierzu auf Seite 347 die Niederschrift für Edouard Schur& aus dem Jahre 1907. Sie hat nicht notwendig, auf diplomatische Züge sich einzulassen, kann es als wahre Okkultistin auch gar nicht. Sie, liebes Fräulein Scholl, können mir glauben, daß überall, wo ein Diplomatisieren sich geltend macht, der Zusammenhang mit den Meistern nicht vorhanden ist. Ich weiß, daß es in Annie Besants Sinne ist, wenn wir uns, falls Keightley kommt, ganz unbefangen verhalten, wie wenn wir seine Anwesenheit als etwas ganz Selbstverständliches hinnehmen würden. Und innerlich auch müssen wir das tun. Ihre Beunruhigung hat auch recht. Aber wir müssen selbst gegenüber solchen Beunruhigungen ruhig bleiben. Es gibt in Deutschland so viel, was äußerlich gegen uns ist; aber stören wir unsere positiven Kräfte nicht durch zu große Rücksicht auf solche Gegnerschaft.
Es ist ein Gesetz des Okkultismus, daß diejenigen, welche in die esoterische Strömung aufgenommen werden, starken Widerständen zunächst begegnen können. Es kann zu ihrer Prüfung gehören, daß sie sich solchen Widerständen gegenüber aufrecht erhalten. Wer Okkultist wird, der muß in Kürze Dinge absolvieren, die ihm sonst vielleicht erst in mehreren Leben begegnet wären. Wenn er seiner geraden Erkenntnis folgt, so wird er auch vorwärts schreiten. Er muß nur den ganzen Mut zu seiner Erkenntnis haben. Solch ganzer Mut ist ein starker Probierstein. Viel hat der gewonnen, der wie Sie unerschütterlich an einem Menschen wie Annie Besant hängt. Sie werden gerade durch dieses Verhältnis die schönsten Fortschritte machen.
Wenn es Menschen gibt, die nicht so zu Annie Besant stehen, so fügen sich diese selbst die schwerste Schädigung zu. Aber viele von denen, die heute in dieser Beziehung irren, werden wieder zum richtigen Urteil kommen.
Der Okkultist frägt in gewissen Dingen einfach nicht. So möchte ich zum Beispiel nicht einmal mich in Gedanken viel mit der Tatsache beschäftigen, daß Keightley nach Deutschland kommt. Ich habe von Frl. v. Sivers gehört, daß Annie Besant den Satz schrieb: «Ich erwarte, in Hamburg Mr. Keightley zu treffen». Und dann hat wohl auch Frau Lübke an Frl. v. Sivers davon geschrieben. Frl. v. Sivers fragte dann auch mich, wie ich mich dazu verhalte. Ich sagte ihr: «gar nicht.»
Wenn Annie Besant die Übersetzung ihrer Vorträge von Keightley wünschen wird, so wollen wir sehen. Mir selbst hätte es ja als das richtigste erschienen, wenn Frl. v. Sivers überall übersetzt hätte.2Das deutsche Referat übernahm dann Rudolf Steiner.
Ich kann Ihnen augenblicklich noch nicht die Fortsetzung des letzten auf «Licht auf den Weg» bezüglichen Briefes senden. Aber sicher noch in dieser Woche.3Diese weitere Exegese ist offenbar nicht mehr erfolgt.
Grüßen Sie Künstlers herzlich und seien Sie selbst herzlich gegrüßt
von Ihrem
Rudolf Steiner
Berlin W, Motzstrasse 17