On the History and Content of the First Section of the Esoteric School
1904–1914
GA 264
Translated by Steiner Online Library
Circular letter, presumably to the chairpersons of the branches of the German section
Regarding the election of Annie Besant, head of the Esoteric School, as president of the Theosophical Society, which led to the separation of the Esoteric School.
Typewritten text, page 1 and signature missing.
End of February 1907
The President-Founder has been granted the right to make a proposal regarding his successor based on his personal preference. In the meantime, the Vice President is taking over the business and initiating the election process. Everyone can vote for whomever they choose. The President's suggestion is not binding. The election will not begin before May 1. No ballot submitted before May 1 will be valid. During the month of May, all members will elect the new President of the Theosophical Society. Sinnett is the acting Vice President until the election.
I will not make use of what I now want to say, so I will not say anything about it, although it has been mentioned in other sections.
If we had been informed by Olcott that he was proposing Annie Besant, we would all have elected Annie Besant. But Colonel Olcott's proposal arises in connection with psychic phenomena. It has been communicated in a communiqué sent to all the General Secretaries that on the last day of Olcott's life the two Masters appeared to him on his deathbed and expressed their wish that Mrs. Besant should succeed Colonel Olcott.
They would probably excuse me from discussing this matter precisely because I believe I know something about these things. However, I am in the special position of not being able to express myself further on all these matters. We would be in a difficult position if we were to refer to this communiqué. We must therefore treat it as if it did not exist. We must regard it as if it were only Colonel Olcott's personal wish. We will ignore the content of the matter and discuss only the formalities.
We must not care whether Olcott was advised by a Schulze or a Müller or by a Mahatma. It may well be that he was given the advice by a Mahatma. This is an administrative act, and it is true that the Masters do not concern themselves with administrative matters on the physical plane. On the other hand, we would be in a strange position if we opposed the decision of the Masters. So we simply have to write the name we want on the ballot paper. For those who live in the occult life, the Master's word would be absolutely binding. Olcott may have taken advice. That is his business as an esotericist, but not the business of the Society. If we were to regard it as the wish of the Master, we Theosophists would be in a very difficult position. If the Adyar Communiqué were correct, the President would be appointed and we would not need to elect him.
I would like to ask you urgently to do what you can to ensure that this matter is discussed as little as possible or not at all. However, it should be recognized that the German section at least understands that these things do not belong in public, and that if they must be discussed, they are treated like an intimate family matter in society. We can only serve the true, great cause if we not only try to remain silent about this matter, but also if we try to maintain this silence in such a way that the matter does not become public, so that it can never appear in our newspapers. Just think what a shock could be caused to our society if it became known in the world that the Theosophical Society has the President appointed by extrasensory means. This appointment is to be considered as non-existent. This is difficult, because it can be read everywhere and because there is discussion about whether it should be considered valuable or not. The only thing to do is to pay no attention to it. The high teachings of wisdom have nothing to do with the administrative affairs of society. The content is provided by wisdom, the framework for it is to be provided and formed by people.
Not only out of my conscience, but also out of my knowledge, I had to give you this advice: to ignore the communiqué.
Briefe im Zusammenhang mit der Wahl von Annie Besant III
Rundschreiben, Ende Februar 1907, vermutlich an die Vorsitzenden der Zweige der deutschen Sektion. Schreibmaschinentext, Seite 1 und Unterschrift fehlen.
Es ist dem Präsident-Gründer als solchem das Recht zugestanden worden, aus seiner persönlichen Willensmeinung heraus einen Vorschlag zu machen bezüglich seines Nachfolgers. Der Vize-Präsident übernimmt inzwischen die Geschäfte und leitet den Wahlakt ein. Jeder kann wählen, wen er will. Der Vorschlag des Präsidenten ist nicht bindend. Der Wahlakt wird nicht vor dem 1. Mai beginnen. Kein Stimmzettel, der vor dem 1. Mai eingeliefert wird, hat also Gültigkeit. Im Laufe des Monats Mai haben alle Mitglieder den neuen Präsidenten der Theosophischen Gesellschaft zu wählen. Sinnett ist der amtierende Vize-Präsident bis zur Neuwahl.
Ich werde keinen Gebrauch machen von dem, was ich jetzt sagen will, ich werde also nichts darüber sagen, obwohl in anderen Sektionen davon gesprochen worden ist.
Wenn uns von Olcott die Mitteilung gemacht worden wäre, daß er Annie Besant vorschlägt, so würden wir alle Annie Besant gewählt haben. Der Vorschlag des Colonel Olcott tritt aber im Zusammenhang mit psychischen Erscheinungen auf. Es ist da mitgeteilt worden in einem Communiqug, das an alle Generalsekretäre geschickt worden ist, daß am letzten Lebenstage Olcotts am Sterbebette erschienen wären die zwei Meister, und daß sie ihren Wunsch ausgedrückt haben, dahingehend, daß Mrs. Besant die Nachfolgerin des Colonel Olcott werden soll.
Sie erlassen es mir wohl, diese Sache zu besprechen, gerade weil ich etwas Genaues über diese Dinge zu wissen glaube. Ich bin aber trotzdem in der besonderen Lage, über alle diese Dinge mich nicht weiter aussprechen zu können. Wir würden in eine schwierige Lage kommen, wenn wir uns berufen würden auf dieses Communique. Wir müssen es daher so behandeln, als wenn es nicht da wäre. Wir müssen es so auffassen, als ob nur der persönliche Wunsch des Colonel Olcott da wäre. Wir wollen den Inhalt der Sache übersehen und nur rein das Formelle der Sache besprechen.
Es muß uns gleichgültig sein, ob Olcott von einem Schulze oder einem Müller oder von einem Mahatma beraten worden ist. Es mag ihm ja der Rat von einem Mahatma gegeben worden sein. Es handelt sich hier um eine administrative Handlung und es ist wahr, daß die Meister sich nicht um administrative Angelegenheiten auf dem physischen Plan kümmern. Wir kämen andererseits in eine sonderbare Lage, wenn wir uns zu dem Ausspruche der Meister in einen Gegensatz stellten. Wir müssen also einfach den Namen auf den Stimmzettel schreiben, den wir wollen. Für denjenigen, der im okkulten Leben steht, wäre der Ausspruch des Meisters absolut bindend. Olcott mag sich haben beraten lassen. Das geht ihn als Esoteriker an, nicht aber die Gesellschaft. Wenn wir es als Meisterwunsch auffaßten, so würden wir als Theosophen in die schwierigste Lage kommen. Wenn das Communiqu& von Adyar richtig wäre, dann würde der Präsident bestimmt sein und dann brauchten wir ihn nicht zu wählen.
Ich möchte Sie dringend bitten, was an Ihnen liegt, dazu beizutragen, daß von dieser Sache überhaupt wenig oder gar nicht gesprochen wird. Man soll aber erkennen, daß die deutsche Sektion wenigstens versteht, daß diese Dinge nicht vor die Öffentlichkeit gehören, und daß, wenn sie schon behandelt werden müssen, sie wie eine intime Familienangelegenheit in der Gesellschaft betrachtet werden. Wir können der wahren, großen Sache nur dienen, wenn wir über diese Angelegenheit nicht nur zu schweigen versuchen, sondern wenn wir auch versuchen, das Schweigen so zu bewahren, daß die Angelegenheit nicht in die Öffentlichkeit kommt, so daß sie niemals in unsere Zeitungen kommen kann. Denken Sie nur, welcher Schock unserer Gesellschaft versetzt werden könnte, wenn es in der Welt bekannt würde, daß sich die Theosophische Gesellschaft durch übersinnliche Art und Weise den Präsidenten bestimmen läßt. Diese Bestimmung ist als nicht daseiend zu betrachten. Es ist dies ja schwer, weil sie überall gelesen werden kann und weil darüber diskutiert wird, ob man sie als wertvoll oder nicht wertvoll betrachten soll. Das einzige, was man tun kann, ist, sich nicht darum zu kümmern. Die hohen Weisheitslehren haben ja nichts mit den administrativen Angelegenheiten der Gesellschaft zu tun. Den Inhalt liefert die Weisheit, den Rahmen dazu haben die Menschen zu liefern und zu bilden.
Nicht nur aus meinem Gewissen, sondern auch aus meinem Wissen heraus mußte ich Ihnen diesen Ratschlag geben: das Communiqué zu ignorieren.